+ Welse

Chaca chaca

(oder das knurrende Ungeheuer)

Fotos: K.Dreymann
Ursprüngliche
Herkunft:
Südostasien
Indien
Haltung
bei mir:
Sandboden
Höhlen
pH
7
LW
600 - 800 µ/S
Temperatur
26° - 28° C

Wenn es einen Wels gibt, der meinen wüstesten Vorstellung von einem unentdeckt im Boden lauernden, alles verschlingenden Ungeheuer entspricht, dann ist es dieser Großmaulwels Chaca chaca!
Ich habe heute einen gesehen, der gerade über Nacht widerrechtlich sozusagen zwei Astronotus ocellatus - Kinder gefressen hatte und dementsprechend aufgedunsen aussah. Er war bestimmt schon 20 cm lang mit einem ziemlich breiten Maul, das mit vielen kleinen, spitzen Zähnchen bewaffnet war.
Ich kann mich der Faszination, die dieses Tier auf mich ausübt, nur schwer entziehen und überlege seitdem, ob und wo ich ihn hier in irgendeinem Becken unterbringen kann.
Ein Gesellschaftsbecken geht natürlich nicht, es sollte schon ein Artbecken sein, oder eins, in dem allenfalls noch ein paar unverdächtige, große Fische schwimmen können.

Das Problem scheint mir seine Ernährung zu sein - ich weiß nicht, ob ich ausreichend Nahrung in Form von lebenden Fischen nachliefern kann und will. In der Literatur wird vermutet, daß Chaca chaca nur als Jungtier auch an Regenwürmer etc. geht.

Auf jeden Fall geht er mir seit heute nicht mehr aus dem Kopf! =:-)

31.12.
Die LDA 31 haben ein eigenes (und separates) Becken bekommen, das ich auf über 30° C erwärmen kann, also ist jetzt ein Becken mit Sand für das Raubtier frei!

2.1.2001
Ich habe ihn!
Er ließ sich ohne Gegenwehr - fast wie die Bratpfannenwelse - umsetzen, knurrte aber dabei unwirsch (siehe nächstes Foto).

Während der Fahrt im Auto - er saß in einem Eimer - schwamm er andauernd hin und her und knurrte dabei wieder. Zuhause angekommen kam er zur Eingewöhnung erstmal in ein Fotobecken und ich machte eine Menge Dias.....

Mein Chaca chaca ist wohl ausgewachsen, von Schnauzenspitze bis zum Schwanzflossenende sind es gut 20 cm - knapp die Hälfte davon sind Kopf mit Schnauze. Die Schnauze ist ein ziemlich breiter Spalt, der auch fast die breiteste Stelle des Körpers bildet.

Er benahm sich während der ganzen Fotoprozedur sehr ruhig, drehte sich nur manchmal im Becken um. Er ist äußerlich hervorragend getarnt, wenn man sich vorstellt, daß er meistens im Boden eingegraben ist. Die Augen sind im Verhältnis sehr winzig und sitzen relativ weit vorn auf den Seiten des Oberkiefers.

Auch das Umsetzen in sein richtiges Becken ging ganz leicht - ich hatte nur einen kleinen Kescher zur Hand, in den er gerade mal mit dem Vorderkörper paßte, ohne Probleme! Er blieb ganz ruhig und wackelte oder schlug nicht, wie es fast alle anderen Fische in dieser Situation tun.

Er teilt sich jetzt ein 100x30x30er Becken mit einem kleinen P. gibbiceps, der aber immerhin schon so groß ist, daß er nicht mehr ins Beuteschema des Chaca paßt.
Die einzige Einrichtung ist Sand und eine Wurzel.
Erstmal wurde natürlich das ganze Becken inspiziert, das dauerte so an die dreißig Minuten, dann wühlte er sich energisch mit der breiten Schnauze in den Sand und nichts war mehr zu sehen.

In der spärlichen Literatur über Chaca chaca steht eine Vorzugstemperatur bis 24° C und daß diese Welse durchaus an anderes Futter und sogar Futtertabletten gewöhnt werden können.

99.1.2001
Er hat gefressen!
Ich habe mir in einer Zoohandlung zehn kleinere Tilapien günstig besorgt, alle sind so ca. 5-6 cm lang (Köderfische oder Futterfische hier im Winter zu kriegen erwies sich doch als nicht so einfach!).
Ich setzte die Tilapien in das Chaca-Becken - er war nirgends zu sehen - und die Tilapien formierten sich erstmal als Schwarm und erforschten das Becken. Links ein Stück schottische Mooreiche mit einem P. gibbiceps daran und rechts eine weite, unbelebte Sandfläche - unbelebt???
Selbst ich fand den eingegrabenen Chaca nicht auf Anhieb, er war richtig unter der Erde verschwunden, aber das sollte sich bald ändern.

Ich hatte einiges an Fütterung und Wasserwechsel zu tun und kuckte dabei ab und zu in Richtung Chaca-Becken.
Inzwischen war doch eine kleine Delle im beigen Sand zu sehen und wenn man genau hinsah, dann konnte man auch das gelegentliche Atmen dieser Delle bemerken.

Der Tilapienschwarm durchforstete weiterhin gründlichst das Becken, nahm hier und da etwas in die Mäuler, spuckte wieder aus und so dauerte es ca. eine halbe Stunde.
Beim picken auf dem Sandboden kam der Schwarm immer wieder mal gefährlich nah an die Delle im Sand, schwamm darüber hinweg, schwamm zurück - plötzlich riß der Wels sein großes Maul auf , große Sandwolke - DANEBEN! - alle Tilapien waren sofort links hinter der Wurzel.
Ich wußte nun nicht, ob Tilapien durch Erfahrung klug werden, mußte aber bald feststellen, daß die Neugier wohl stärker war (oder das Vergessen?).

Ich betrachtete mir die Chaca-Delle mit der Lupenbrille genauer. Es war wirklich eine atmende Sanddelle auf der zwei kleine schwarze Sandkörner lagen, die alles genau beobachteten.
Nur die (geschlossene) breite Schnauzenspalte und ein Teil des vorderen Oberkiefers - die Oberlippe - waren zu sehen. Alles machte einen gut getarnten und äußerst unverdächtigen Eindruck.
Nur manchmal ging ein nervöses Zittern über die Oberlippe. Die Schnauzenspalte sah aus wie ein dunkler Strich im hellen Sand. Dieser dunkle Strich, zusammen mit den gelegentlichen leisen Zuckungen der Oberlippe erregte aber die Aufmerksamkeit der Tilapien, wenn sie dort in der Nähe zu tun hatten.
Ein nächster plötzlicher Zuschnapper - wieder daneben!
Die Tilapien stehen als Schwarm in der Mitte des Beckens, als ob sie sich zur Beratung zurückgezogen hatten, dann wieder Richtung Moorholz.
Beim dritten Versuch hat er dann aber einen erwischt - danach war nichts mehr mit getarnter Delle im Sand, jetzt kam der ganze Vorderkörper des Chaca aufgebäumt nach oben und das riesige Maul kaute mehrmals auf irgendetwas herum, dann wurde eine Schwanzflosse sichtbar und verschwand wieder.

Der Wels dreht also seine Beute im Maul, damit er sie kopfüber schlucken kann. Er verhindert damit ein mögliches Abspreizen und Verhaken von Flossenstrahlen oder Stacheln seiner Beutetiere, so wie es auch ein Hecht tut, oder eine Schlange.

Was die Tilapien betrifft würde ich zu gerne mal wissen, ob sie registriert haben, daß sie jetzt nur noch neun sind, oder ob sie dieses nicht wissen. Wieweit können sie ein Feindbild aufbauen und flüchten, obwohl der Feind nicht permanent zu sehen ist?

Abends vor dem Lichtaus waren es dann nur noch acht Tilapien.

13.1.
Inzwischen sind es sieben Tilapien, die sich in dem Chaca-Revier eingerichtet haben. Es sieht einerseits so aus, als ob der Chaca noch satt ist - er ist unter dem Sand und nicht in Lauerstellung mit Mundspalte zum Zuschnappen bereit.
Andererseits scheinen die Tilapien auch schon seine ungefähre Position zu meiden, selbst wenn dort das leckerste Flockenfutter der Welt herunterfällt!

14.1.
Ich habs diesmal von Anfang an gesehen!
Es waren heute nur noch sechs Tilapien. Sie prüften überall den Sandboden auf Verwertbares und eine kam dabei auch in die Nähe des vergrabenen Chaca. Ich dachte nicht, daß er schon wieder fressen würde aber, aber schwer getäuscht!
Eine Tilapie bewegte sich dicht über der vergrabenen (!) Maulspalte, plötzlich bewegte sich der Sand ganz langsam Richtung Futterfisch - wie in dem Film "Der Weiße Hai", als der Hai zum ersten Mal tief von unten lautlos hochkommt - und dann ging es blitzschnell: irgendeine Bewegung und die Szenerie sah genauso aus wie vorher, ein Tilapienschwarm und eine Sanddelle, nur daß der Tilapienschwarm jetzt nur noch aus fünf Fischen bestand!
Alles ist dermaßen schnell gegangen, daß ich den Zuschnappmoment nicht wirklich gesehen habe.......

8.2.
Inzwischen habe ich eine gute Quelle für Futterfische. Es schwimmen immer ein paar Malawibarsche im Chaca-Becken herum. Der Chaca selber ist immer unter der Erde. Nur anhand der Tatsache, daß er jeden Tag an einer anderen Stelle vergraben ist, kann man erkennen, daß er nachts wohl ziemlich unterwegs ist.

Klaus Dreymann