Die Frage "Wie filtriere ich das
Aquarienwasser am besten?" hat schon zu heftigen Glaubenskämpfen geführt
und ist nicht leicht zu beantworten.
Als Aquarianer, der auch schon in den 50er Jahren als Junge mal Aquarien hatte kam
da erstmal nur ein Aussenfilter in Frage, einer von EHEIM. Ganz früher hatten
wir auch mal Innenfilter oder Aussenfilter nach dem Rucksackprinzip - da hing ein
winziges Vollglasbecken an einer Aquarienscheibe mit zwei Bügeln aussen und
saugte und pumpte.
Inzwischen habe ich aber einiges gelernt, was zu drei verschiedenen Filteranwendungen
in meinen Aquarien geführt hat:
1.
Aussenfilter
Obige Abbildung zeigt das Prinzip der Filterung meines großen Amazonasbeckens
mit einem EHEIM 2260, wobei die Rückströmung über Hähne gedrosselt
wird und wahlweise Grund- oder Oberflächenströmung für bestimmte
Fischarten gegeben wird, oder beides gleichzeitig, oder gar keine Strömung.
(Das Wasseransaugrohr habe ich oben nicht eingezeichnet!).
Heutzutage weiß man, daß Aquarienfilter nicht hauptsächlich zur
mechanischen Filterung dienen, also zum Absaugen von Resten, Mulm etc., sondern
in erster Linie zum Schadstoffabbau durch Bakterienkulturen, die mehr oder weniger
gut in den verschiedenen Filtersubstraten leben können (über die div.
Filtersubstrate gibt es weltanschauliche Differenzen).
Diese wichtigen Bakterien sind natürlich in einem gerade eingerichteten Aquarium
noch nicht vorhanden - im Normalfall bilden sie sich erst nach über vier Wochen,
es sei denn, man gibt beim Neueinrichten eine Ladung Bakterien aus einem eingefahrenen
Aquarium mit dazu (Ausdrücken einer mulmreichen Filterwatte eines eingefahrenen
Filters im neuen Filter z.B.).
Wenn diese Bakterien ihre Arbeit begonnen haben, dann bauen sie das schädliche
Nitrit (Fischausscheidungen etc.) zu unschädlichem Nitrat ab.
Bevor man nicht
sicher ist, das diese Stufe der Bakterienarbeit erreicht ist, darf man keine Fische
in das Aquarium setzen.
Der hier gezeigte klassische
Außenfilter ist für diese Aufgabe aber am schlechtesten geeignet!
Die Strömungsgeschwindigkeit und die Verweildauer des gebrauchten Aquarienwassers
im jeweiligen Substrat bei den Bakterien ist denkbar ungünstig - allenfalls
durch starke Drosselung des Filterdurchlaufs ist eine gewisse Abbautätigkeit
durch die Bakterien zu erwarten.
Trotz allem werden diese Filtertöpfe zum überwiegenden Teil genommen.
Vermutlich ist es eine Frage des Wissensstandes und der Bequemlichkeit.
Probleme hatte ich von Zeit zu Zeit, wenn ich mal einen Außenfilter nur an
ungünstiger Stelle positionieren konnte: Neben oder sogar oberhalb des Aquariumbodens.
Der Filter hatte meistens recht wenig Druck, saugte Luft und war zu schwach, um
z.B. einen Diffuser am Auslauf zu betreiben. Beim Starten des Filters nach einer
Reinigung der Füllung hatte ich oft elende Versuche mit Ansaugen und Wasserausspucken
usw.
Ein Außenfilter sollte also immer möglichst unterhalb des Aquariumbodens
stehen - bei mir stehen sie inzwischen ca. 1 Meter unter dem Aquarium und funktionieren
dort zu meiner Zufriedenheit.
2. Biofilter
Dieser Filter funktioniert durch längere Verweildauer des Aquarienwassers
im Substrat und durch wesentlich größere Oberfläche für die
Ansiedelung der Bakterien.
Ich habe im Keller zwei dieser Filterbecken unter je drei zusammenhängenden
Zuchtbecken und mußte diese Filterbecken nach zwei Jahren noch nicht reinigen.
Der Zulauf vom Aquarium plätschert allerdings und insgesamt ist diese Anlage
geräuschvoller, als z.B. der o.g. Außenfilter, aber vielleicht ist dieses
Problem lösbar, nur ich habe die Lösung noch nicht gefunden. Im Keller
ist dieses Problem ohnehin sekundär.
3. Mattenfilter
Dieser sog. Hamburger Mattenfilter ist die preiswerteste und möglicherweise
beste Filtervariante, die sich in letzter Zeit mehr und mehr durchsetzt.
Das Prinzip ist bestechend einfach:
Man reserviert an einer Aquariumseite einen Teil des zur Verfügung stehenden
Beckeninhalts und trennt ihn mit einer Filterschaumstoffmatte ab, hinter der sich
ein Luftheber befindet, der das Aquarienwasser durch die Matte hindurch ansaugt
und oberhalb der Matte wieder in's Aquarium zurückpumpt.
Die Filterbakterien können sich hier auf der gesamten Fläche der Matte
ansiedeln. Die Matte selbst kann mit aufgesteckten Wasserpflanzen kaschiert werden
(Javamoos etc.), die dort schnell alles zuwachsen und damit den Blicken entziehen.
Abgesehen davon färbt sich die blaue Filtermatte ohnehin ziemlich schnell in
ein diskretes graubraun um.
Die Funktionsfähigkeit dieses Mattenfilters erstreckt sich über Jahre
und benötigt deshalb kaum Pflege. Da sich dieser Filter im Aquarium befindet,
fällt auch die Gefahr durch Wasserschäden wegen abgerutschter Schlauchverbindungen
etc. weg UND das gesamte benötigte Material kostet nur ein paar Mark!
Im Moment teste ich dieses Filterprinzip in vier Aquarien.
Wegen der bestechenden
Pflegeleichtigkeit, der Wirksamkeit und der Pannensicherheit des Mattenfilters werde
ich langsam alle Becken darauf umstellen.
Allerdings werde ich nicht mehr die feinporigen Matten nehmen, weil die sich in meinen
Aquarien viel zu schnell zugesetzt haben.
Nach einigen Jahren Mattenfilterbetrieb in ca. 20 Aquarien ergibt sich für mich folgendes:
Bei starkem Grundumsatz setzen sich die Filtermatten früher oder später zu und sind auch durch kräftiges Auswringen
nicht mehr für einen längeren Betrieb zu gebrauchen. Das zeigt sich zunächst daran, dass der Wasserspiegel hinter
der Matte im Verhältnis zum Aquarium-Wasserspiegel sinkt. Probleme durch das dann notwendige Neueinfahren des
gesamten Aquariums konnte ich zum Glück dadurch vermeiden, dass ich die neue Matte vor die alte Matte setzte und
beide zusammen vier Wochen im Betrieb laufen ließ, bis die neue Matte durch die Bakterien besiedelt worden war und
ich die alte Matte wegwerfen konnte.
Die Aquarienfilterung funktioniert hervorragend in kleinsten wie in größten Becken. Allerdings benutze ich
in Aquarien, die ich auch bei längerer Abwesenheit sicher gefiltert wissen will, keine Luftheber mehr, sondern
Pumpen.
Das Sinken des Wasserspiegels hinter der Matte ist nämlich insofern gefährlich, als ein Luftheber als Mattenbetreiber
ab einem gewissen Tiefststand des Wasserspiegels hinter der Matte seinen Betrieb einstellt - er kann die erforderliche
Pumphöhe nicht mehr überwinden, der Filter hört auf zu filtern.
Wenn mir das während einer Urlaubsreise passieren sollte wäre der Besatz des Aquariums nach meiner Rückkehr vermutlich
nur noch eine stinkende Masse...
Zur Ästhetik des Mattenfilters:
Ich höre es immer wieder - der Mattenfilter ist zwar optimal, verschandelt aber das Aquarium. Ich finde das nicht,
weil die Matten im Laufe der Zeit ihren äußeren Charakter total verändern.
Zu Bild 1: Schon bald nach Einrichtung sammeln sich Substanzen auf der Mattenoberfläche und im Inneren. Die Matte ist dabei noch im ursprünglichen blau gehalten.
Zu Bild 2: Die blaue Farbe wandelt sich über grau in schwarz um und fällt somit kaum noch auf. Inzwischen hat der Bewuchs angefangen, auch ohne aktives Dazutun.
Zu Bild 3: Teichlebermoos wird angeschwemmt und wächst in der Matte fest.
Zu Bild 4: In manchen Bereichen entwickeln sich sogar interessante Pilzkulturen.
Zu Bild 5: Irgendwann ist die Matte wg. ihres Bewuchses objektiv kaum noch wahrnehmbar und subjektiv schon längst ins Becken integriert und verschwunden.
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