Meine Erfahrungen bei der Haltung, Pflege und Zucht von Peckoltia sp. L38
von Olaf Janßen
Klein, friedlich, hübsch gezeichnet und ein erschwinglicher Preis, dass sind die Attribute,
die von vielen Welsliebhabern an ihre Pfleglinge gestellt werden.
Ich möchte in diesem Bericht einen L-Wels vorstellen, auf den alle vorgenannten
Eigenschaften zutreffen. Es handelt sich hierbei um einen Vertreter der Gattung Peckoltia.
Der unbestritten bekannteste Vertreter dieser Gattung ist zweifelsohne der L 134, auch
Tapajos-Zebra genannt. Im Gegensatz zum L 134 ist über den L 38 relativ wenig geschrieben worden.
Vorgestellt wurde der L 38 durch Stawikowski bereits 1989 in der DATZ. Fundort dieser
Art ist der Rio Tocantins, genauer gesagt in der Nähe der Stadt Mocajuba.
Der Rio Tocantins hat eine Länge von mehr als 2500 km. Er entspringt im
Süden des brasilianischen Bundesstaates Goias. Von dort fließt er in nördliche
Richtung und bildet auf seinem Weg mehrere Wasserfälle sowie Stromschnellen.
Nachdem er bei Sáo Joáo das Duas Barras mit dem Rio Araguaia zusammenfließt,
bildet er einen der größten Stauseen der Welt, den Represa de Tucarani.
Weiter nördlich fließt der Tocantins dann in den großen Mündungstrichter
Baja de Marajó ein um schließlich bei Belém in den Südatlantik zu
münden. Die durchschnittliche Temperatur des Rio Tocantins beträgt etwa 30 °C bei
einem pH-Wert von 7 - 7,5 und einer Leitfähigkeit von 30 - 40 µS/cm.
Wie oben bereits erwähnt handelt es sich bei L 38 um einen Vertreter der Gattung Peckoltia.
Charakteristisch für die Gattung Peckoltia sind die geringe Größe, ein hoher
Körper und ein schmaler, spitzer Kopf. Die Dorsale hat einen Hart- und sieben Weichstrahlen
und ist mit der Fettflosse nicht verbunden. Ein besonderes Merkmal ist die Bezahnung. Ebenso wie
Tiere der Gattung Hypancistrus besitzen Peckoltia zweikuppige Zähne, aber im Gegensatz zu
Hypancistrus sind die Zähne im Ober- und Unterkiefer etwa gleich groß. Auch ist die
Anzahl der Zähne bei der Gattung Peckoltia größer.
Der L 38 ist ausgewachsen maximal 8 cm groß. Das Zeichnungsmuster besteht aus mehreren
breiten Querstreifen. Dabei ist zu bemerken, dass der L 38 in zwei Varianten eingeführt wurde.
Die Varianten unterscheiden sich dadurch, dass bei der einen Variante das Zeichnungsmuster deutlich
hervortritt, während sich bei der anderen Variante die Bebänderung auflöst.
Bei adulten Tieren lassen sich die Geschlechter sehr gut auseinander halten.
Die männlichen Tiere haben auf dem Schwanzstiel viele feine abstehende
Hautzähnchen. Diese können sich zwar außerhalb der Laichzeit
zurückbilden, sind aber immer noch deutlich zu erkennen. Auch ist der erste,
verdickte Brustflossenstrahl bei den männlichen Tieren stärker bestachelt.
Die Länge der Interopercularodontoden hingegen unterscheidet sich bei meinen
Tieren jedenfalls nur geringfügig.
Die Haltung einer kleinen Gruppe ist bereits in Aquarien mit einer Kantenläge
von 60 cm möglich. Ich pflege meine Gruppe zusammen mit einigen
Hypancistrus sp. L 260 in einem 200-Liter Becken. Als Bodengrund benutze ich in
diesem Becken schwarzen Kies mit einer Körnung von 0,8-1 mm. Eingerichtet
ist das Becken mit einigen Stücken Moorkienholz, das die Peckoltia abraspeln
können. Außerdem sind viele, selbst hergestellte Höhlen unterschiedlicher
Länge und verschiedenen Durchmessern in dem Becken. Gerade die Auswahl
unterschiedlicher Höhlen halte ich für wichtig, da sich sonst innerartlich die
Männchen gegenseitig aus den Höhlen vertreiben. Bepflanzt ist das Becken
mit einigen Anubias. Zur Abschattung befindet sich eine Schwimmpflanzendecke im Becken.
Die Temperatur ist auf 28 °C eingestellt. Gefiltert wird das Becken über einen großen
Außenfilter. Alle 8- 10 Tage wird ein Wasserwechsel von 20- 30 % des Beckeninhaltes
durchgeführt. Ich verwende dazu Regenwasser, welches mit Leitungswasser verschnitten wird.
An das Futter stellen meine L 38 keine großen Ansprüche.
Alle gängigen Frostfuttersorten sowie Tabs und Granulat werden begierig gefressen.
Auch Gemüse wird von den Tieren gerne genommen. Bei meinen Tieren konnte
ich beobachten, dass Gurke der absolute Favorit ist, während Paprika nicht so
gerne genommen wird. Aber das kann ich hier nicht verallgemeinern, da andere
Halter dieser Pfleglinge eventuell ganz andere Erfahrungen gemacht haben.
Die Pflanzen in den Aquarien werden von meinen Tieren nicht angerührt.
Jungtiere weiden aber schon mal den Aufwuchs von den Pflanzen ab.
Hat der Liebhaber eine Gruppe oder zumindest ein Pärchen dieser Tiere,
so ist ein naheliegendes Ziel, diese Tiere zu vermehren. Um die Tiere in Laichstimmung
zu bringen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Durch Veränderungen
der Wasserparameter (z.B. Filterung über Torf, Temperaturänderung,
Art des Futters, Einsatz von Strömungspumpen usw.) kann der Anreiz zum Laichen ausgelöst werden.
Während der Zeit, in der ich die Wasserparameter änderte,
bildete sich bei den weiblichen Tieren ein deutlicher Laichansatz aus.
Die männlichen Tiere besetzten ihre Höhlen und fingen an
sie von innen und außen zu putzen. Wenn sie mit ihren Höhlen
zufrieden sind verlassen sie diese kaum noch. Statt dessen beginnen sie
mit ihren Schwanz- und Brustflossen zu wedeln.
Die ausgesuchte Höhle wird in dieser Zeit vehement gegen Nebenbuhler
verteidigt. Auch fast doppelt so große Hypancistrus sp. L 260 werden
von der Höhle vertrieben. Dabei konnte ich beobachten, dass das L 38
Männchen sich nur noch mit der Schnauzenspitze innerhalb der Höhle
befand. Der Rest des Körpers beschrieb kreisende Bewegungen und versuchte
den Eindringling durch gezielt Schläge mit dem Hinterkörper zu vertreiben.
Weiterhin konnte ich beobachten, dass laichvolle, weibliche Tiere in dieser Zeit
vermehrt an den Aquarienscheiben zur Wasseroberfläche schwammen.
Nachdem die Weibchen dieses Verhalten einige Tage gezeigt haben begannen sie
um und in die von den Männchen besetzten Höhlen zu schwimmen.
Ich denke, dass sich die Weibchen auf diese Weise den besten Partner zur Fortpflanzung
aussuchen. Hat das Weibchen seine Wahl getroffen, so schwimmt es vollständig
in die Höhle des Männchens ein. Das Männchen verschließt
den Höhleneingang daraufhin mit seinem Körper. Wenn das weibliche
Tier ein Gelege abgesetzt hat, wird es mit aller Deutlichkeit vom Männchen
aus der Höhle vertrieben. Dabei kann es schon vorkommen, dass das Weibchen
mit zerrissenen Flossen und sogar Bisswunden aus der Höhle vertrieben wird.
Die weiblichen Tiere sehen nach der Eiablage richtig ausgemergelt aus. Der Bauch
ist total eingefallen und die Tiere wirken, als ob sie am Verhungern wären.
Die Gelegegröße liegt bei meinen Tieren zwischen 10 und 25 Eiern.
Die Eier haben einen Durchmesser von 3 - 4 mm und werden, verklebt zu einer
Traube, am Ende der Tonröhre abgelegt.
Das Gelege wird allein vom Männchen betreut.
Durch ein verstärktes, unablässiges Wedeln mit Brust- und
Schwanzflosse versucht das Männchen, die Eier mit sauerstoffreichem Wasser zu versorgen.
Etwa eine Woche (abhängig von der Wassertemperatur) nach der Eiablage
schlüpfen die kleinen Welse. Eine Woche nach dem Schlupf beginnen sich die zuvor noch
völlig farblosen Welse zu pigmentieren und zehren in dieser Zeit den Rest des Dottersacks auf.
Etwa drei Wochen nach dem Schlupf verlassen die kleinen Welse die Höhle.
Nach dem Freischwimmen beginnen die Jungen sofort mit der Nahrungssuche
und aufnahme im Elternbecken. Die jungen Welse weiden den Aufwuchs von den
Scheiben und Einrichtungsgegenständen ab. Aber auch Tabs sowie
Grünfutter werden von den Jungen gern genommen. Es ist schon ein toller Anblick,
wenn eine Horde Junger L 38 um eine Futtertablette herumschwirrt. In der weiteren Aufzucht
machen die jungen Welse überhaupt keine Probleme.
Literatur:
Stawikowski, R. 1989. Neu importiert: Vier Harnischwelse aus dem Araguaia und dem Tocantins. DATZ 42 (8), 458.
Sprenger, A.1999. Die Zucht von Harnischwelsen am Beispiel einer Peckoltia Art. Aquaristik Aktuell 3-4 / 99. 14 - 18.