Im Juni 1999 kaufte ich ein "gebrauchtes" 500l
Becken, in dem sich u.a. auch ein recht
großer Wels befand, von dem ich zuallererst
einmal nicht wußte, was für einer er
denn sei. Schon das Einfangen bei seinem
Ex-Besitzer war nicht so einfach. Mit seinen 26cm
Länge hat er sich schon beharrlich
gesträubt. Als dann jedoch fast kein Wasser
mehr im Aquarium war, blieb ihm nichts anderes
übrig, als in die Kuhle, wo der Eimer drin
stand, reinzuschwimmen. - he, he - erwischt !!
:-))
Dann der "Umzug" zu uns nach Hause: Alleine in
seinem Farbeimer (natürlich ein frischer)
erwies er sich schon als recht renitent - trotz
aller Angst. Als aktive Nicht-Anglerin hätte
ich nie gedacht, was für eine riesen Kraft
doch so ein größerer Fisch hat. -
waren bislang meine "größten" Fische
doch ein Paar Ancistren!
Das Einsetzen erwies sich dann als völlig
unproblematisch - nach 2 Stunden langsamen
Wasser-Anpassens ging es ab ins "neue" Zuhause.
Daraufhin ward er nicht mehr gesehen. Stets zu
suchen in den hintersten Ecken. Scheu, scheu und
nochmals scheu! Sämtliche
Fütterversuche schlugen fehl. Bodentabletten
welcher Art auch immer wurden verschmäht,
Salatblätter, Gurkenscheiben und was auch
immer wurden komplett ignoriert. Nix
schmeckte.
(Hierzu Anmerkung: Ich konnte dummerweise auch
den Ex-Besitzer nicht fragen, da der inzwischen
mit hochgradig Alzheimer (86 Jahre) in ein
Pflegeheim gekommen war, ich das AQ von seinen
Kindern (auch schon so um die 60 Jahre) gekauft
habe und die von Aquaristik und allem drum und
dran überhaupt keine Ahnung hatten).
Nächster Schritt also: Nürnbergs
Zooläden abklappern! - Nach dem 6.
Zoogeschäft wußte ich dann, wo ich
überall NICHT einkaufen wollte. Letztendlich
habe ich dann in einem rein pflanzliche
Bodentabletten für Groß-Welse eines
japanischen Herstellers erstanden, die dann nach
etwa 3-4 Wochen zum ersten sichtbaren Fressen
geführt haben. Bis dahin hatte ich mich dann
auch schon rein literaturmäßig schlau
gemacht und den Wels als "Elfenwels" (Acanthicus adonis)
identifiziert, was mir dann nach einer
Beschreibung auch von der d.r.t.a. bestätigt
wurde.
(Ich schicke ein Bild noch nach - wenn einer
anderer Meinung ist, dann bitte Mail an
mich!!!)
Alle angebotenen Höhlen gefielen ihm nicht.
Woraufhin ich dann bei einem Händler eine
besonders große Moorkienholz-Wurzel
erstanden habe, unter der ich eine Höhle mit
Ein- und Ausgang gebaut habe. Diese Höhle
ist seitdem heißgeliebt. Sein (besser: Ihr
- aber dazu komme ich noch) Stammplatz und Ort in
allen Lebens- (besser: Hoch-, Tief-, Schräg-
und Quer-) -lagen. Die Höhle wird strikt
verteidigt, besonders dann, wenn eine unserer
Prachtschmerlen mal wieder den Versuch macht eine
WG zu gründen. - da gibt´s nix!!
Im Mergus Bd. 2, Seite 502 steht, daß dir
Geschlechtsunterschiede nicht bekannt seien. IMHO
ist dies nicht richtig. Ganz typisch für
alle Harnischwelse ist die unterschiedliche
Ausformung der Analöffnung. Beim Weibchen in
einer Kuhle, beim Männchen keine Kuhle. Da
mein Fisch eine Kuhle hat, gehe ich doch mal ganz
stark von einem Mädel aus. Laichansatz hat
sich bislang keiner gezeigt - sie ist ja auch
alleine. Aber ein Händler hat mir
erzählt, daß Elfenwelse angeblich erst
mit 8 Jahren geschlechtsreif werden. Vielleicht
ist sie ja auch noch zu jung. Hier haben wir
schon einen Problem-Nagel auf den Kopf getroffen.
Leider weiß ich nicht, wie alt unser Wels
ist. In den letzten 15 Monaten ist sie um 1,5cm
gewachsen (habe nachgemessen). Da Elfenwelse
jedoch laut Mergus 1 METER lang werden, denke ich
mal, daß das mit dem "jung" vielleicht
schon stimmen könnte. Was das zweite
große Problem darstellt: Langfristig
heißt es wohl Abschied nehmen. Unser Becken
ist zwar 1,60m lamg, aber für einen
1-Meter-Fisch dann natürlich ein Unding.
Wenn es so weit ist, werde ich wohl mal die Zoos
abklappern und gucken, ob da nicht irgendwer
Interesse an einer "Spende" für seine
x-tausend Liter Becken hat.
Nun aber noch näheres zum Verhalten: Nach
der anfänglichen Scheue (Dauer ca. 3-4
Monate) war der Wels immer wieder nachts an der
Scheibe klebend zu finden. Später dann
auch bei Dämmerlicht. Aus der Höhle
kam sie nur zum Fressen. Bei der kleinsten
Bewegung vor der Scheibe war sie schneller weg
als man gucken konnte. Seit etwa 3 Monaten
kommt sie jetzt auch öfter bei Tag aus der
Höhle und schläft auch immer
öfter einfach so am Boden - mittendrin
:-)))))))
Mit dem Fressen gab´s seitdem niemehr
Probleme. Die Tabletten werden geliebt. An
Salat, Erbsen und Gurkenscheiben wird mal
geknabbert - hier aber kein gesteigertes
Interesse. Mit keiner der anderen Fischarten
(Prachtschmerlen, Corydoras melanistius,
Skalare, Fadenfische, Platies) gibt es
irgendwelche Probleme (bis auf das o.g.
WG-Problem).
Pflanzen werden grundsätzlich nicht
angerührt - zumindest was das Fressen
anlangt. Wenn sie sich nämlich einbildet
jetzt "genau da durch" zu müssen und da
steht dummerweise grad eine Pflanze im Weg,
dann wird der Kopf zum Rammbock und so lange
dagegen losgeschwommen, bis entweder die
Pflanze nachgibt, oder die Rübe schmerzt
(?). Hinsichtlich irgendwelcher Krankheiten
hatten wir bislang (toi, toi, toi) keinerlei
Schwierigkeiten und selbst mit dem harten
nürnberger Wasser (16 dGH) scheint sie
problemlos zurecht zu kommen. Insgesamt
läßt sich also sagen: Der Elfenwels
ist ein wirklich schöner (wie gesagt:
Fotos kommen noch!), interessanter Fisch,
dessen längerfristige Beobachtung wirklich
Spaß macht. Zum Kauf würde ich
allerdings grundsätzlich nicht raten.
Einzig und allein wegen der zu erwartenden
Größe - außer natürlich,
man hat ein 3m Becken - dann vielleicht.
Kerstin Kriegmeier-Windhövel
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