Otocinclus akklimatisieren

Von: Frank Platzbecker
Foto: K.Dreymann

Otocinclus richtig akklimatisieren

Bevor ich zu meiner Vorgehensweise des Einsetzens komme, möchte ich ein paar grundsätzliche Überlegungen anstellen.

- Wie lange schon beim Händler

- Welche Wasserwerte im Händler – Becken

- Wie weit (lange) der Transport

- Kann ich einen Schwarm von mindestens 6 Tieren halten

- Welche Temperatur fahre ich in meinem Becken

- Was füttere ich

Der Otocinclus reagiert sehr stark auf Änderungen des Wasserwertes und auf Streß. Das Umsetzen in ein anderes Becken mit anderen Wasserwerten ist einer der lebensgefährlichen Momente im Dasein des Otocinclus. Händler und andere Aquarianer berichten, daß bei größeren Wasserwechseln, die die Wasserwerte im Becken verändern, auch nach Eingewöhnung Ausfälle zu beklagen sind.

Bei mir hat es sich bewährt je nach Größe der Wasserunterschiede und Zeitraum des letzten Umsetzens die Tiere über einen Zeitraum von 2 – 5 Std. einzugewöhnen. Ich versuche immer am Tag vor einer Neulieferung zu kaufen, selbst wenn es dann etwas länger dauert, bis ich die gewünschte Anzahl der Tiere zusammen habe. Somit ist der Zeitraum der Anpassung und Streß für den Fisch nicht so kurzfristig hintereinander.

Süßwasserfische nehmen Wasser über ihren Körper auf und scheiden es über die Nieren, als Urin wieder aus. Fische müssen eine bestimmte Konzentration an Wasser und Salzen in ihrem Körper aufrecht erhalten. Dies geschieht durch die Osmose. Treffen zwei Salzlösungen verschiedener Konzentration aufeinander (d.h. unterschiedlicher osmotischem Druck), wird der Ausgleich durch die selektiv durchlässige Fischhaut vorgenommen. Wassermoleküle fließen von der schwächeren in die stärkere Lösung und verdünnen diese.

Um es mal platt auszudrücken, der Typ in der Wüste, am Verdursten, trinkt destilliertes Wasser, der Salzhaushalt wird gestört, Typ fällt um.

Fisch in Plastiktüte, unterkühlt, wird ins Aquarium geworfen, Osmose, Salzhaushalt gestört, Bauch oben.

ODER anders, Bergsteiger will auf 8000 Meter Höhe, diese Aktion setzt ein etwa 3 Wochen andauerndes Akklimatisieren voraus. Nein, wir wollen mit unseren Fisch nicht auf den Mount Everest, er soll ins Aquarium, so akklimatisiere ich ihn :

Spätestens nach dem Bezahlen packe ich meine kleinen Freunde in einen Isolierbeutel den man zum Kaufen von Tiefkühlkost verwendet, da ist es schön dunkel und die Temperatur bleibt länger erhalten. Zu Hause angekommen gebe ich ein paar Tropfen AquaSafe in einen 1 Liter - Meßbecher, sofern es der Händler nicht ins Transportwasser gegeben hat. Es kann sich um jedes andere Wasseraufbereitungsmittel handeln, nur sollte Vitamin B zum Inhalt gehören, da Vitamin B beruhigt, somit Streß abbaut und unnötiges Zappeln und körperliche Belastung, Verletzungsgefahr mindert.

Reinhold Messner ist auch nicht aus dem Flieger gesprungen und dann mal gerade den Berg hoch gejogged, dies hat er erst nachdem Mittagsschlaf getan ;-). Zurück zum Meßbecher ... dort gebe ich die Oto’s mit Wasser des Transportbeutels, sodaß dieser etwa zur Hälfte gefüllt (1/2 Liter) ist und hänge ihn bei ausgeschaltetem Licht 30 min. ins Becken. Ich gehe möglichst weit weg, verhalte mich ruhig und lasse meine Finger aus dem Becken, NEIN, ich nutze nicht die Gunst der Stunde und richte hier und da ein Pflänzchen ...

Hat sich die Temperatur angepaßt, gebe ich im 20 bis 30 min. Rhythmus 0,1 bis 0,05 Liter AQ-Wasser in den Meßbecher, bis dieser voll ist. Mit einem dünnen Schlauch ziehe ich dann ½ Liter dieses gemischten Wassers ab und fülle wieder im gleichen Rhythmus und gleicher Menge auf.

Resümee: Wasserwert, ist der Unterschied gering, kurzer Transport, Otocinclus mindestens eine Woche beim Händler, dann 20 min. Rhythmus mit 0,1 Liter AQ-Wasser, etwa 5mal, ½ Liter abziehen, nochmals 5mal. Sollte Fisch unter ungünstigeren Bedingungen eingesetzt werden müssen, dann im 30 min. Rhythmus mit 0,05 Liter AQ-Wasser.

Bin ich dann müde und der Fisch hoffentlich bereit zur 8000er Besteigung, kommt der letzte Streß für den Bergsteiger; das Abseilen. Ich fange die Fische aus dem Meßbecher und gebe sie ins Becken, da ich kein fremdes AQ-Wasser und Chemie (AquaSafe) im Becken haben möchte.

Bin zwar kein Bergsteiger möchte aber nochmals auf das Beispiel zum Abschluß eingehen. Von 8000 Meter Höhe ins Tal ist für den Organismus besser zu verkraften, für den Fisch ist es einfacher, ihn von weicheren in härteres Wasser umzusetzen, wobei der Unterschied selbstverständlich innerhalb der Toleranzen und Haltungsbedingungen zu sehen ist.

 

Das große Sterben

Immer wieder hört man vom Massensterben des Otocinclus nachdem er etwa 14 Tage im Becken ist. Ich habe mich mit mehreren Händlern und verschiedenen Angestellten allgemein über das Sterben unterhalten, bei allen Gesprächen wurde die Aussage getroffen, der Otocinclus ist extrem streßempfindlich und reagiert generell auf Änderungen der Wasserwerte. Die kritische Zeit liegt bei 48 Stunden, dann ist das Schlimmste vorüber. Weitere Aussagen werden nicht getroffen, man hört maximal, man solle ihn zwischendurch mal zufüttern.

Aber warum geht das Sterben meist nach zwei Wochen los ? Es spielen mit Sicherheit mehrere Faktoren eine Rolle, jedoch glaube ich aus verschiedenen Gründen und Beobachtungen meiner neu eingesetzten Oto’s, daß sie verhungern.

Gerne wird der ‚kleine Geselle‘ als Putzkolone eingesetzt um die Algen in den Griff zu bekommen.

Die gestreßten Tiere kommen ausgehungert beim Händler an, der Organismus ist geschwächt und hat mit der Wasseranpassung und Gefangenschaft (Wildfang) zu kämpfen. Nun kommen die Tiere zum Algenvernichten ins heimatliche Becken, dieses ist unterumständen wärmer als 25 °C, der Körper hat sich noch nicht auf andere Ernährung eingestellt, verwertet also die angebotene Kost nicht effektiv genug, bekommt kein Zusatzfutter, weil er ja Algen vernichten soll. In der Natur weidet er mit Algen bewachsene Steine ab und nimmt dort außer Algen auch andere Nahrung auf zB. tierisches Eiweiß. Leider konnte noch niemand einen Otocinclus befragen, ob für ihn wirklich Algen Algen sind ...

Ich denke man darf einen Otocinclus nicht als algenvernichtenden Beifisch betrachten und ihm außer angepaßte Umgebungsbedingungen auch entsprechendes Futter zur Verfügung stellen.

Da er auch nicht sehr erfolgreich nachgezüchtet wird, muß es auch hier an den Umgebungsbedingungen liegen und es wäre wünschenswert, wenn hier größere Erfolge zu verzeichnen wären, um den Wildfang einzuschränken.

Futter

Zucchini ( mein Becken kocht, wenn es die gibt ), Gurke, Rosenkohl, Welstablette ( da ist mehr als nur Grünzeug drin ), an Kartoffeln gehen meine Oto’s nicht ran.

Damit es auch mal Protein gibt überbrühe ich Blattspinat (gibt es von Blup portioniert), lasse es abkühlen, drücke die Flüssigkeit aus und gebe gefriergetrocknete rote Mückenlarven dazu, forme Kugeln und friere diese ein. Ab und an reibe ich ein paar Flocken ins Becken, dann hetzt die Meute los und lutscht den Kies ab ;-)

Oto-Zucht

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