Otocinclus akklimatisieren

Von: Norbert Heidbüchel


Foto: K.Dreymann

Ich finde:
- dass der Erklärungs- und Lösungsversuch (örtliche Änderung viel stressiger als Wasserwertänderung), wie ich ihn verstehe, nicht mit den gegebenen Daten belegt werden kann

- dass die Umfrage keine Rückschlüsse erlaubt, außer dass bei allen Umsetzmethoden Otos sterben

- dass die Annahme, dass wie bei anderen Arten weder Wasserwerte noch die örtliche Veränderung alleine ausschlaggebend sind, sondern der Gesamtstress, auch ein vermehrtes Otosterben erklären kann

Das Otosterben stelle ich damit nicht in Frage. Mir ist aber schon nicht klar, ob das direkt nach dem Umsetzen passiert, wie hier geschrieben wird und Hypothese II unterstellt, oder nach 14 Tagen wie in Hypothese I steht. Also gehe ich von erhöhtem Sterben innerhalb von 2 bis 3 Wochen aus. Meine haben die erste Zeit nämlich alle überlebt.

Trotzdem spekuliere ich auch mal. Ich finde in jedem Fall die "Verhungererklärung" überzeugender, die keine grundsätzliche "Sonderstellung bei der Eingewöhnung" für Otos erfordert.

Otos fressen IMHO kaum auf Vorrat, sondern brauchen ständig bequem erreichbares Futter (bestimmte Algen usw.) um sich herum. Jedenfalls deckt sich das mit dem Fressverhalten meiner Otos, die erst im höheren Alter hin und wieder mal zur Fütterung erscheinen. Und auch in der NG wurde öfter diskutiert, ob und was Otos denn eigentlich fressen, da viele sie nicht offensichtlich fressen sehen. Auf deinen Seiten steht auch was dazu. Da Otos beim Transport nicht gefüttert werden, sind sie entsprechend ausgehungert und anfällig, wenn sie beim Händler ankommen. Hinzu kommt, dass Händlerbecken oft klinisch algenfrei sind und Otos nicht ohne Weiteres an Tablettenfutter etc. gehen. Welcher Händler gibt schon Grünfutter. Weiterhin sollen Otos gegen Verunreinigungen (Ammonium/Ammoniak/Nitrit?) sehr empfindlich sein. Da Fische in großen Mengen in kleinen Behältern transportiert werden, ist der Transport aufgrund der unvermeidlichen Verunreinigung für sie besonders stressig.
Entsprechend ausgehungert und gestresst, wenn nicht schon erkrankt, kommen sie schon in unseren Aquarien an. Das Hungern beginnt nicht erst zu diesem Zeitpunkt als Reaktion auf den Umsetzstress, wie Theorie I nahe legt, sondern ist schon weit fortgeschritten und Mitursache des Stresses. Das Einsetzen, egal wie, gibt ihnen häufig den Rest. In vielen Fällen kommen sie in ein neues Aquarium, in dem nicht genug passende Algen sind und kein Grünfutter gegeben wird. Es gibt sogar die Vermutung, dass die Darmflora während des Transports zum Händler "verhungert" und trotz Futter nicht schnell genug wieder aufgebaut werden kann.

Einen so ausgehungerten, erschöpften, evtl. schon kranken Oto in einem futterlosen Becken kann man umgesetzt haben, wie man will, der hält nicht lange durch . Wann sie genau sterben, hängt von der Gesamtkondition ab.

Hunger ist übrigens ein Punkt, wo für kritische Fälle langsames Umsetzen tatsächlich die Situation verschlechtert, da im Zwischenbehälter in der Regel kein Futter ist. Die Otos hungern umso mehr, je länger die Anpassung dauert. IMHO kann auch so erklärt werden, warum bei Otos möglicherweise/manchmal schnelles Umsetzen weniger Opfer fordert, als langsames Umsetzen. Kurz vorm Verhungern zählt jede Sekunde. Eine kleine Verbesserung wäre dann, die Anpassung langsam in einem veralgten Behälter unter Zugabe von Grünfutter durchzuführen.

Als Test könnte man eingewöhnte Otos (mehrfach) in ein anderes futterreiches Aquarium mit gleichen Wasserwerten, aber anderer Dekoration umsetzen. Nach meiner Vermutung dürfte das vermehrte Sterben nicht auftreten. Nach Hypothese II müsste das Sterben auftreten. Als ich das Becken von Kies auf Sand umgestellt und auch sonst umdekoriert habe, ist kein Oto gestorben, obwohl sie zwischendurch stundenlang in einer Plastikwanne waren. Das spricht IMHO eindeutig gegen Hypothese II. Ein Einzelfall, aber es gibt bestimmt mehr Erfahrungen. Ich lese immer, dass einmal eingewöhnte Otos recht robust sind und lange leben. Von Massensterben beim "internen" Umsetzen bei gleichen Wasserwerten habe ich noch nicht gelesen. -- Grüße Norbert (Heidbüchel)

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