Die ersten Zuchtversuche waren Zufallsprodukte - als Kind hatte ich natürlich Guppys, Schwertträger, Black Mollys usw. und das erste Fischbaby wurde von mir stolz bestaunt.......Nachwuchs von Eierlegern war mir damals nicht vergönnt, es schien mir deshalb als Kind eine sehr komplizierte Geschichte zu sein und es hieß für mich außerdem, daß den Fischen offenbar die Bedingungen in meinem Aquarium nicht paßten.
Fortsetzung folgt bald (ich baue doch gerade meine Zuchtanlage im Keller!)...(siehe weiter unten).
6.12.1999
Die ersten Nachzuchten von eierlegenden Fischen passierten ohne mein Zutun im Gesellschaftsbecken,
wobei die Brut meistens nach kurzer Zeit aufgefressen worden ist - ein Ancistrus-Baby
hat trotzdem überlebt.
Beim Umsetzen von einer Fünfergruppe Salmler (Roter von Rio) in ein fast zugewachsenes
Extrabecken passierte während meiner Abwesenheit im Urlaub eine Eiablage und
drei der Jungfische haben sich vermutlich durch Aufwuchs ernährt - jedenfalls
fand ich nach meiner Rückkehr drei halbwüchsige Salmler vor.
Dieses zählt aber immer noch zu den Zufallsprodukten wie sie hier und da immer
wieder vorkommen.
Anders wurde das, als die Hexenwelse (Hemiloricaria fallax) in einer Strömungsröhre
abgelaicht hatten und dasdas
Gelege befächelte - jetzt wollte ich mal eine Zucht wagen.
Die ersten zwei Male dachte ich, daß die Eier wohl gefressen worden sind (man
liest immer wieder, daß diegelegentlich die Eier fressen!), aber ich hatte nur
nicht gemerkt, daß die Brut längst geschlüpft war! Im Gesellschaftsbecken
waren die Jungfische nicht mehr auffindbar - vermutlich hatten sich die Salmler
über diese Zusatzkost gefreut.
Beim nächsten Mal wollte ich die Röhre mit dem Laich und dem fächelndenzusammen
in ein Becken ohne etwaige Freßfeinde umsetzen, mit mäßigem Erfolg
wg. der Konkurrenz mit einem zweiten
(siehe Hexenwelse I).
Inzwischen haben auch die maulbrütenden Hexenwelse (Loricaria simillima) abgelaicht und ich konnte mir 19 Tage lang überlegen, wie ich dann mit den geschlüpften Jungen umgehen wollte. Artemien waren auf jeden Fall angesetzt.
Nach dem Schlüpfen kam die nächste Pleite: Das Becken war einfach zu groß,
um die Brut ausreichend mit Artemien-Nauplien versorgen zu können. Die Jungfische
schwammen nicht hinter dem Futter hinterher - ich fing ein paar heraus um sie zu
isolieren und dann im engeren Schwimmraum zu füttern (sie müssen praktisch
im Futter stehen!). Aber sämtliche Ablaichkästen und ähnliche Aquarieneinhänge
hatten nie so winzige Löcher in den Seiten, daß die Artemien nicht durchschwimmen
konnten, und Gaze mit 1/10 mm - Löchern war nicht aufzutreiben. Letztendlich
setzte ich die Brut in ein schwimmendes Artemiensieb und konnte sie dort nun zum
ersten Mal füttern und großziehen.

Loricaria simillima mit Dottersack (gerade geschlüpft) Foto: K.Dreymann
Ich betreute ein Artemiensieb mit Loricaria
simillima und ein Artemiensieb mit Hemiloricaria fallax
.
Eine sinnvolle Zucht funktioniert also wohl nur mit speziellen Zuchtbecken - als
erstes besorgte ich mir für meine Zuchtanlage im Keller ein 65er Becken mit
zwei Trennwänden, die oben einen Schaumstoffstreifen als Überlauf ohne
Artemien- oder gar Jungfischverlust haben. Das Volumen 20 x 30 x 30 müßte
für die Aufzucht reichen.
Andererseits werde ich versuchen, einen Bruteinhang mit Artemiensiebmaschen an den
Stirnseiten zu konstruieren wie auf folgender Skizze:

12.12.1999
Die Zuchtanlage im Keller ist fertigt und praktisch eingefahren, ich habe eben zwei
Test-Hemiloricaria parva übergesiedelt...

15.12.
Bis gestern habe ich die Hexenwelsbrut im ins Becken gehenkten Laichkasten mit
Artemiensieb groß gepäppelt und heute in die endlich fertiggestellte
und eingefahrene Zuchtanlage (siehe Skizze) im Keller umquartiert. Sieben haben
es bisher geschafft - allerdings habe ich bei der Filterreinigung zu meiner Verwunderung
noch zwei im Filter gefunden und auch in das Zuchtbecken zu den anderen gesetzt.
Heute habe ich nach all den Artemien-Nauplien zum ersten Mal ein Salatblatt angeboten.
20.12.
Das fächelndehatte
ich mitsamt Röhre in das mittlere Zuchtbecken gesetzt - heute ist die komplette
Brut geschlüpft und hängt in Trauben an zwei Scheiben...
Bei allen Nachzuchten der div. Hexenwelsarten war es bisher immer so, dass ein/zwei
Frühschlüpfende dabei waren - bis zu drei Tage früher - würde
mich mal interessieren, wie das aus biologischer Sicht zu erklären ist.
Die geretteten 7 Rineloricarias sind im ersten Zuchtbecken, dazu kamen zwei verwaiste
aus dem Bachbecken, die dort irgendwie überlebt hatten (trotz der Chaetostoma-Freßfeinde!)
und eine, die sogar schon größer war, als alle anderen der bisherigen
Nachzuchten.
Die Loricarias sind inzwischen schon etwas zu groß für die Artemia-Nauplien. Ich helfe mit Flocken nach. (Es ist Winter und der Enchyträen-Nachschub funktioniert nicht). Ich muß mir selber einen Zuchtansatz besorgen!
25.12.
Die Hemiloricaria-Brut besteht aus ca. 100 Exemplaren - 6 gestorbene habe ich heute
entfernt.
Die Röhre mit demhabe
ich inzwischen wieder umgesetzt - die Strömungspumpe ausgeschaltet.
25.12.
Noch drei gestorben.
26.12.
Noch sechs gestorben.
26.12. abends
Nochmal zwei.
29.12.1999
Nach den Beschreibungen in Hieronimus
und H.J.Franke
und der Tatsache, dass die Eier durchweg blaugrün sind, handelt es sich bei
meiner nachgezüchteten Hexenwelsart um den Zwerghexenwels
Hemiloricaria parva.
29.12.1999
Ein weiteres Jungtier ist gestorben. Die anderen sehen wohlgenährt aus.
Warum sterben einige von ihnen
(sofern es nicht wg. genetischer Defekte ist)?
Ich habe mir die Brut etwas genauer betrachtet:
Nach dem Schlupf hingen die Kleinwelse ein paar Tage in Trauben immer an den gleichen
Stellen an einer Seitenscheibe des Schlupfbeckens. Als sie dieses Verhalten nicht
mehr zeigten und sich im Becken verteilt hatten, fing ich an mit Artemien-Nauplien
zu füttern. Trotzdem sahen die 18 bisher gestorbenen aus, als seien sie verhungert.
Alle anderen zeigten beim Füttern früher oder später ihre typischen,
rötlich gefärbten Bäuche - die später gestorbenen hingegen nicht!
Wie konnten sie aber angesichts eines Überangebots an Nauplien verhungern?
Um diese Frage zu beantworten setzte ich mich heute nach dem Füttern mit einer
Lupe und einer Vergrößerungsbrille an das Aufzuchtbecken und beobachtete
die Hexenwelsbrut über einen längeren Zeitraum.
Während der Fütterung habe ich jegliche Strömung im Becken abgestellt
(Filter und Strömungspumpe), damit die Nauplien möglichst schnell auf
den Beckenboden zu der Welsbrut absinken. Die kleinen Hexenwelse "wuseln"
ziemlich "hektisch" über den Glasboden, d.h. bei genauerer Betrachtung
sieht es wie folgt aus:
Jeder Wels von 1 cm Länge tastet mit seinem unterständigen Maul in schnellen,
ruckartigen Kurzvorstößen einen Radius von 3-4 cm um sich herum ab, der
Körper ist dabei in einem kleinen Winkel in Richtung Schwanzflosse angehoben
- es sieht aus, als ob die Welse auf ihren gespreizten Afterflossen aufgestützt
und nach vornüber gebeugt Bewegungen ausführen, die an die Bewegungen
von Auto-Scootern auf dem Rummelplatz erinnern - immer wenn sie sich ihre paar cm
in eine Richtung bewegt haben und an einen Widerstand geraten (meist ihre Geschwister),
wird die Richtung geändert. Die Nahrungsaufnahme erfolgt dabei NICHT mit den
Augen - ich habe lange genug Nauplien und Welsbrut vor meiner Lupe beobachtet -
herumschwimmende Nauplien werden nicht beachtet, selbst dann nicht, wenn sie in
Augenhöhe schwimmen und also gut zu erkennen sein müßten!
Die Welse fressen aber - irgendwann sind die Nauplien nicht mehr zu sehen.
Wenn beim Abtasten des Glasbodens etwas Verwertbares, also offenbar kaubares Futter,
vielleicht auch mit einem bestimmten Geschmack (?) in das Maul gerät, dann
hält der Wels sofort still und kaut offenbar vor sich hin. Dann geht die hektische
Sucherei weiter.
Der Energieaufwand für die Sucherei ist offensichtlich nicht gering, weshalb
es wohl in größeren Zuchtaquarien bei gleicher Nauplienmenge und Welsbrut
zu höheren Sterbefällen führen müßte. Die Nauplien können
massenweise in erreichbarer Nähe der Welsbrut schwimmen - solange sie nicht
UNTER dem Maul auf dem Boden sind, sind sie für die Welse unerreichbar. Nicht
ein einziges Mal habe ich beobachten können, daß ein Jungwels einem Futtertier
hinterhergeschwommen ist - sie werden einfach nicht als Beute erkannt - dieser Schlüsselreiz
mag für die meisten anderen Welse gelten, für die Rineloricaria parva
ist ein bewegtes Objekt in freßbarer Größe kein Auslöser zur
Nahrungsaufnahme oder gar Jagd.
3.1.2000
Die Hemiloricarias sind jetzt 14 Tage alt und sind noch vom Lebenfutter abhängig
- Versuch mit ausschließlicher Flockenfütterung sind fehlgeschlagen.
Die Loricarias sind jetzt 44 Tage alt und mit verschiedenen Futtersorten leicht
zu ernähren.

Loricaria simillima 1,5 Monate alt (Foto. K.Dreymann)