Südamerika:

Rio Magdalena, Kolumbien
Wasserwerte,
unter denen
diese Fische
bei mir
gehalten werden:
pH 5-6
LW 400 µS
28 C

4.6.2001
Seit geraumer Zeit hält sich hartnäckig das Gerücht, die Blauaugenharnischwelse seien ausgestorben wg. Vergiftung oder Zerstörung ihres ursprünglichen Lebensraumes.
Dieses Gerücht und die Tatsache, daß die P. cochliodon seit dieser Zeit auch in keiner Stockliste der Händler mehr auftauchten, führte dann wohl zwangsläufig - angesichts des Aussehens dieser schönen Welse - zum dramatischen Anstieg der Preise für Blauaugen.
Abgesehen davon, daß sowieso niemand, sollte er denn welche besitzen, diese nun wohl seltenen Welse zum Verkauf anbieten würde, wären sie vermutlich fast unbezahlbar.
Ich kenne eine Berliner Händlerin, die ein Zuchtpaar Panaque cochliodon hält und auf eine Frage nach dem Verkauf hörte ich nur "unverkäuflich!", und auf die Frage "Wie teuer wäre denn, wenn...?" kam die Antwort "Pro Stück mindestens 1000 DM".
Soweit zur gegenwärtigen Situation.
Ich wurde dann natürlich nervös, als in der drta-newsgroup im Internet eine lapidare Meldung kam:

"Raum Berlin: kostenlos Harnischwelse abzugeben! Je 1 Rotauge und 1 Blauauge; sind über die Jahre zu groß geworden. Ca. 15 cm jeder und können sich nicht mehr genügend bewegen".

Was soll man dazu sagen :-), e-mail geschickt, ein Anruf und beide Welse sind jetzt hier.


Der Panaque cochliodon hatte offenbar Probleme mit der Eingewöhnung, er atmete heftig mit erhöhter Frequenz, obwohl sich meines Wissens die Wasserwerte in seinem neuen Aquarium nur um ein Grad Celsius vom Wasser seines Ursprungsaquariums unterschied. Alle sonstigen Werte waren identisch. Er verzog sich dann über Nacht, nachdem er weiterhin schwer atmend kurz vor der Diffuserdüse festgesaugt gesessen hatte, und versteckte sich bis heute hinter der größten Wurzel im Becken.
Eine auf ihn zugeschnittene Tonhöhle habe ich ihm inzwischen besorgt, er bleibt aber versteckt. Ich kann nur hoffen, daß er nachts hervorkommt und irgendetwas frißt.

27.6.
Nach nunmehr gut drei Wochen hat er sich aus seinem Versteck gewagt und inspiziert die große, extra für ihn besorgte, Keramikhöhle.

1.9.
Nach der Rückkehr aus dem Urlaub ist er leider aus mir unbekannten Gründen gestorben....

9.2.2004
Knapp drei Jahre später bin ich doch wieder an ein Blauauge gekommen - von Privat natürlich weil diese Tiere im normalen Zoohandel nicht mehr zu bezahlen sind.
Dieser Wels kam in das 870 ltr.-Becken zusammen mit einigen gleichgroßen und auch kleineren Panaques, Panaqolus und auch Pseudacanthicus sp. L 114.

In diesem Aquarium sind sehr viele Deckungen, Höhlen und Unterschlüpfe in Form von großen Bambusröhren in unterschiedlichen Längen und Durchmessern und viel Wurzel- und Totholz.

Das erste, was der Blauaugenharnischwels zu tun hatte, war ein heftiger Kommentkampf mit einen gleichgroßen Panaque cf. suttonorum (die türkisfarbene Art, auch L 191).
Beide saugten sich an einer Scheibe nebeneinander fest und schlugen und hakelten zunächst mit ihren Brustflossenstacheln und versuchten sich gegenseitig wegzudrängen. In den kurzen Atempausen zwischendurch nickte der P. suttonorum heftig und schnell hintereinander mit seinem breiten Kopf und der Kampf ging nach sofortiger Annäherung beider weiter.
Im Moment macht es den Eindruck einer Patt-Situation zwischen Gleichstarken. Sie schwimmen in der Weite des Aquariums umher und wenn sie sich "zufällig" begegnen, beginnt einer von beiden - meist das Blauauge - mit irgendwelchen Ersatz- oder Übersprungshandlungen wie z.B. Knabbern an einer großen, rohen Kartoffelscheibe oder so, was vom Gegenüber genau beobachtet wird, der danach von sich aus ebenfalls diese Kartoffelscheibe beknabbert, nachdem sein Konkurrent diese kurzzeitig verlassen hat - obwohl reichlich andere Kartoffelscheiben überall im Becken verteilt herumliegen!

7.4.04
Heute war Foto-Shooting! Ich habe in der Mitte der Frontscheibe nahe am Stativ für die Kamera ein paar Wels-Tabs verteilt und darauf scharf gestellt.
Die ersten, also auch die mutigsten waren die L 114, die nach gründlicher Prüfung im Umkreis ihrer jeweiligen Höhlen den ersten "Schritt" wagten und klick.
Der Panaque cochliodon, der doch sonst immer mutig in vorderster Reihe zu sehen war, schöpfte offenbar Verdacht angesichts des ungewohnten Anblicks des Stativs und des Fotoapparats mit all den Blitzgeräten und Kabeln - aber dann hatte ich ihn.
Schreckreaktionen durch die plötzlichen Blitzlichter waren eigentlich selten - schnelle Bewegungen sind da doch eher angsteinflößend.

Inzwischen ist er sogar etwas "zutraulich" geworden - er merkt, wenn ich in der Nähe seines Aquariums bin und kommt näher um zu sehen, ob nicht eventuell irgendwelche Algae Wafers von oben zu ihm heruntersegeln.

26.6.04
Ich weiß nicht, ob sich persönliche Beziehungen zwischen Wels und Mensch bilden können - vor allem vom Wels zum Mensch, aber inzwischen hat der Panaque jegliche Scheu verloren und kommt fordernd an die Frontscheibe, wenn ich in der Nähe bin und er zeigt auch nicht die geringste Schreckreaktion, wenn ich dort schnelle Bewegungen hervorrufe oder mit der Hand dicht vor ihm die Scheibe berühre. Er richtet sich auch gen Wasseroberfläche aus, wenn ich den Arm dorthin strecke und er nimmt dann die langsam absinkenden Algae Wafers entgegen, die er meistens auf seinen Bauchflossen schräg nach oben geneigt sitzend zerraspelt.

3.7.04
Und wieder mal stand ein Blauauge in der Zeitung "Panaque suttonorum (!), 25 cm, gesund, 150,-- Euro". Ich hatte die Annonce erst nachmittags entdeckt und dachte natürlich, dass der schon längst verkauft wäre aber Pustekuchen! Er war noch da! Ich hin. Der Panaque war gerade mal ein Drittel von meinem, also ca. 10 - 12 cm lang und saß in einem Behelfsaquarium mit ungeheiztem Leitungswasser! Interopercular-Odontoden waren nicht zu erfühlen, geschweige denn zu sehen, also könnte ich ja Glück haben und es "entwickelt" sich ein Weibchen daraus...
Auf 75,-- Euro habe ich den Wels dann runtergehandelt und jetzt sitzt er in einem Wasser, dass er wenigstens verdient!
Zur Eingewöhnung und zur Beobachtung habe ich ihn erstmal nicht zu dem großen gesetzt; er sitzt jetzt zusammen mit einem gleichgroßen Panaque nigrolineatus unter einigen Moorhölzern bei warmen Wasser auf Sand.

Nach der Quarantäne: Dieser Wels wehrt sich nicht besonders, wenn man ihn per Hand aus dem Becken nimmt. Überhaupt scheinen mir die Blauaugenharnischwelse angesichts eines Menschen eine "Seelenruhe" zu haben, wie ich das von anderen Welsen eigentlich nicht kenne.
Ich habe den neuen in das große Diskusbecken (560ltr.) gesetzt, wo er mindestens 28 C und einen niedrigen Leitwert vorfindet - und plötzlich ist er aufgetaut, schwimmt untersuchend hier- und dorthin, raspelt an diversen Wurzeln und an einer Kartoffelscheibe, kurz - er zeigt sein wahres Ich! Vorher saß er immer nur unter einer Wurzel.

Inzwischen - nachdem sich beide Blauaugenharnischwelse sozusagen in ihren Revieren etabliert haben, also auch nicht mehr ihre Umgebung erforschen müssen, kann ich doch sagen, dass sie ein anderes Verhalten als ihre Verwandten Panaques, die ich bisher kennengelernt habe, an den Tag legen:

Wenn andere eher einem Streit der nicht unbedingt sein muss aus dem Wege gehen (wenn sowieso mehr als genug Futter da ist und mehr Höhlen, als Welse im Aquarium sind) sind sie geradezu darauf aus, einen Streit vom Zaum zu brechen, wenn es sich irgendwie einrichten lässt. Ein Panaque cochliodon ist imstande, eine größere Anzahl gleichgroßer Welse in Schach zu halten, ja zu disziplinieren. Je näher der Verwandschaftsgrad ist, desto heftiger und häufiger sind die Angriffe, wobei die Blauaugen immer die Sieger sind.
Wenn es mehrere Futterhäufchen mit Algae Wafers auf dem Sandboden gibt, die weit voneinander entfernt liegen und linksaußen der Blauaugenharnischwels an ihnen herumknabbert, rechtsaußen aber gleichzeitig ein Panaque nigrolineatus dasselbe tut, dann muss der Blauaugenharnischwels in Windeseile mal kurz nach rechtsaußen schwimmen, um dem dortigen Fresser seine langen Odontoden in die Seite zu stechen oder um ihn zumindest heftig zu rammen!

Beide Blauaugenharnischwelse sind inzwischen die unumschränkten Herrscher in jeweils ihren Aquarien! Die Zusammenführung von beiden werde ich erstmal nicht vornehmen, solange einer von beiden halb so groß wie der andere ist.

Der kleine P. cochliodon hat keine ernstzunehmenden Gegner in seinem Aquarium - nur ein paar Ancistren, einen kleinen (!) P. nigrolineatus und drei Peckoltia cf. braueri, für die er sich nicht besonders interessiert. Manchmal versucht er bei seinen Raspeleien auch die Aquarienrückscheibe anzuknabbern, was ganz merkwürdige Geräusche macht - man kann deutlich seine Zähne über das Glas knirschen hören.
Im Moment ist er gerade damit beschäftigt, eine etwas ältere Bambusröhre zu zerfleddern und dabei quer durch das Aquarium zu schieben.

Nummer drei ist da!

Heute habe ich einen weiteren, mittleren (23 cm) Blauaugenharnischwels bekommen. Er sitzt im Diskusbecken zusammen mit dem Kleinen. Eine Begegnung zwischen beiden habe ich noch nicht beobachten können. Der Kleine benimmt sich aber unverändert.......

Nach fünf Tagen sitzt er immer noch unter einer Wurzel. Er ist aber aktiv - ich kann sehen, dass er gelegentlich an seiner Wurzel raspelt und er verändert auch seine Lage, nur rausgekommen ist er noch nicht. Irgendwelche Rivalitäten zwischen ihm und dem kleinen sind nicht zu bemerken.

Einen Monat später:
Beide lassen sich fast nie in der "Öffentlichkeit" sehen. Sie sitzen meist mehr oder weniger zusammen unter einer langen Wurzel auf dem Aquarienboden. Streitereien oder gar Kämpfe sind nicht zu bemerken. Vielleicht ist es ja doch ein Paar. :)

4.6.2001
Durch den aufmerksamen Hinweis eines anderen Berliner Aquarianers fand ich gestern eine Annonce in der Zweiten Hand: Blue Eyed Pleco abzugeben! Ich rief sofort an und lies mir den Wels - er war noch da - von der Besitzerin beschreiben; es könnte einer sein. Heute war ich dann da und habe ihn abgeholt - er ist genauso groß, wie die zwei anderen kleinen und er kam nach längerer Eingewöhnung auch in ihr Becken. Die Werte dort sind jetzt 400 µS und pH 5,0 bei 28 Grad C.
Die Besitzerin wollte nur einen symbolischen Kaufpreis von fünf Euro haben!

Nach dem Umsetzen gab es erstmal einen längeren Kommentkampf mit einem der beiden anderen. Da sich die ersten zwei bei ihrer Erstbegegnung ganz friedlich aneinander gewöhnt hatten und nur einer von ihnen diesmal den Neuzugang bekämpft, möchte ich gerne annehmen, dass der nicht kämpfende Wels ein Weibchen ist. :)

Am nächsten Abend: Kommentkampf zwischen allen drei Welsen. Alle drei schwimmen umeinander - auch in mittlerer Höhe des Aquariums - und versuchen sich gegenseitig ihre Kiemendeckel mit den Odontoden entgegenzustrecken und mit den Kopfseiten Schläge anzudeuten. Ich kann bisher noch nicht erkennen, ob zwei gegen einen kämpfen, oder jeder gegen jeden...

Die Kommentkämpfe finden immer noch statt, aber sie nehmen an Heftigkeit ab. Es handelt sich meistens nur noch um Verfolgungsschwimmereien......

Folgende Gedanken gehen mir dabei durch den Kopf:
Diese Blauaugenharnischwelse haben die letzten zehn Jahre in Einsamkeit gelebt - sie hatten keinen Kontakt zu anderen Individuen ihrer Art. Oft waren sie überhaupt der einzige Wels in ihren Aquarien. Was ist das wohl für eine Situation, wenn urplötzlich noch zwei gleichgroße Exemplare der eigenen Art auftauchen? Leben sie jetzt zum ersten Mal richtig auf?

Testfläche, um die Welse mal als Film zu präsentieren - daran übe ich aber z.Zt. gerade.....

Im Moment sieht die Situation der drei Panaques so aus:
Zwei von ihnen sind praktisch immer zusammen und auch tagsüber ständig friedlich (!)im Vordergrund zu sehen, der dritte hält sich immer im Hintergrund auf und ist fast gar nicht zu entdecken.

31.12.2005
Bei genauerem Hinsehen finde ich, dass einer der drei deutlichen Laichansatz zeigt.

Rückblickend ist das wohl Wunschdenken gewesen... ;)

1.10.2007
Alle drei sind nach wie vor lebhaft im selben Becken. Einer von ihnen zeigt inzwischen ziemlich "monströse" Interopercularodontoden und ebensolche Odontoden auf den Brustflossenstrahlen. Diese Stacheln sind hell gefärbt und heben sich deutlich vom restlichen schwarzen Welskörper ab, der für mich deshalb neuerdings schon von weitem zu erkennen ist.