Ich habe mir ein größeres
Aquarium bestellt, das ich mit starker Strömung, Sand und Steinen versehen
will, um darin Fische (in erster Linie Welse) zu halten, die in dieser Umgebung
normalerweise leben. Das Becken hat die Maße 190x45x40, also 342 l Inhalt.
In der ersten Dezemberwoche
habe ich das Becken aufgestellt und die zwei Matten links in die dafür gefertigte
Abtrennung geschoben - das Becken soll nur mit einem Mattenfilter gefiltert werden.
Zwei Matten deshalb, weil ich beim etwaigen Herausnehmen der nach (hoffentlich mehreren)
Jahren undurchlässig gewordenen Matte, gleich die nächste Matte nachrücken
lassen kann, ohne dass Sand oder Beckeninsassen in die Filterabteilung kommen können.
Ich beabsichtige dann immer bei Bedarf Matte 1 und Matte 2 den Platz tauschen zu
lassen.
Als Bodengrund habe ich 4 x 25 kg Spielsand (Körnung 1-2 mm) von oben in das
Wasser geschüttet, was einen "Nebel des Grauens" hervorgerufen hat,
der sich aber nach spätestens zwei Tagen wieder gesetzt hatte. Dabei konnte
ich sehen, dass feinste Partikel dieses Sandes auf der Wasseroberfläche als
gelbbrauner Film herumschwammen und nicht absackten - das konnte ich aber mit dem
Kescher leicht entfernen.
Von links nach rechts verteilte ich wahllos alle Findlinge, Steinbrocken und Flusskiesel,
die ich hatte und betrachtete dann erstmal mein Werk:
Das große Bachbecken
Die Strömung sollte sehr stark von links nach rechts strömen und dabei die Steine heftigst
umwirbeln, so wie es z.B. Gebirgsbachharnischwelse Chaetostoma etc. gewohnt sind.
Nach dem Einschalten der Strömungspumpe ergab sich dann nach ein/zwei Stunden
folgendes Bild:
In der Mitte lagen alle Steine auf der Bodenplatte während
rechts eine Sanddüne durch das Becken wanderte....
Am nächsten Tag war der Nebel praktisch wieder verschwunden. Es ist offensichtlich
doch so, dass dieser relativ leichte Sand nicht bis in alle Ewigkeiten im Wasser
herumgeschleudert wird. Jede Strömungsart, -richtung und -intensität sorgt
für andere Strömungslandschaften, in denen sich auch kleinstes Korn früher
oder später in einer strömungsärmeren Nische ablagert.
Ich werde die Strömungsveränderungen jetzt erstmal ein paar Tage beobachten
und dann sehen, wie ich die Konstellation verändere, zumal ja im Moment durch
die Strömung wieder "Nebel" im Wasser herrscht.
Ich habe jetzt einen größeren Stein auf der Spitze der Düne abgelegt
und beobachte, wie sich die Landschaft dadurch verändert. Die restliche Anordnung
ist gleichgeblieben - in der Mitte vorn sind alle Steine direkt auf der Bodenplatte.
Die Dünenspitze senkt sich langsam mit dem Stein und in der Turbulenzensenke
werden heftige Erosionen unter dem Stein vorangetrieben.
Nach sechs Stunden ist der Dünensand unter dem Stein verweht und er liegt nunmehr
auf den dadurch wieder freigelegten Flusskieseln. Die Düne ist etwas weiter
nach rechts gewandert.
1.01.02
Das Landschaftsbild hat sich inzwischen so eingependelt wie oben abgebildet, wobei
die Absenkung nur vorn in der Mitte der Frontscheibe ist, wo auch alle Steine Kontakt
zur Bodenplatte haben. Ich überlege nun, ob ich nicht noch eine zweite Strömungspumpe
an die Rückwand setze, um so eine gleichmäßigere Strömung durch
das Becken zu kriegen. Ich befürchte allerdings, dass sich dadurch an der Dünenaufschüttung
im rechten Teil des Aquariums nichts ändern wird.
2.1.02
Ich habe doch eine zweite (gleichstarke) Pumpe installiert und muss jetzt erstmal
den erneuten Nebel abwarten. Man kann aber zumindest jetzt schon sehen, dass sich
beide Strömungen am rechten Ende des Aquariums treffen und dort gesplittet
werde, wodurch von dort aus neue Strömungsrichtungen eingeschlagen werden,
die teilweise zurücklaufen etc. Die Turbulenzen sehen heftiger aus und der
Sand rieselt teilweise in zwei verschiedene Richtungen.
4.1.
Ich habe jetzt noch einen EHEIM 2260 an der gegenüberliegenden Seite installiert,
der heftig nach links bläst. Die Düne wird dadurch wieder zur Wanderdüne
und die großen Steine unter ihr sind wieder hervorgekommen. Das Wasser vom
EHEIM-Filter bricht sich jetzt an diesen neuen Hindernissen - ich räume die
Steine in die Mitte des Aquariums an die Rückwand und hoffe, dass die Wanderdüne
sich langsam auflöst. Zumindest habe ich jetzt zwei Strömungen: Eine Tiefenströmung
über den Steinen und dem Sand, die sich rechts an der Aquariumsquerseite bricht
und Turbulenzen ergibt, und eine Oberflächenströmung des EHEIM-Filters,
die sich nach links bewegt und dabei die Düne erodiert.
Mein Ziel ist eine heftige Strömung, die zumindest nicht die Frontseite des
Aquriums zuschüttet - sonst kann ich ja nichts sehen. Vielleicht wäre
das alles ohne Sand ganz leicht zu bewerkstelligen gewesen, aber ich kucke mir das
jetzt erstmal in seiner Entwicklung an.
12.1.02
Beim Einsatz aller drei Pumpen hat sich inzwischen eine Landschaft eingependelt,
die mir schon fast gefällt - es ergibt sich aber immer noch eine große
Düne im rechten Fünftel des Aquariums (vielleicht werde ich den Sand letztendlich
doch entfernen und ein reines Stein/Wasser-Becken haben).
Zwei Algenarten haben sich mittlerweile entwickelt eine grüne auf den umströmten
Steinen, die sich wellenförmig mit der Strömung bewegt und eine ocker/khakifarbige
an Front- und Rückscheibe, die die Scheiben wie eine Haut überzieht.
Nach meinen Untersuchungen sind die ockerfarbigen Flächen große Ansammlungen
von Kieselalgen.
Die Wasserwerte sind in Ordnung, d.h. 23°C, überreichlich Sauerstoff, NO2
und NO3 = n.n. - ich entschließe mich, die vier Chaetostoma endlich umzusetzen.
März 2003
Juni 2003
Nächster Tag:
Keiner der Welse ist in dem riesigen Becken zu sehen - war ja klar :)
Aber dann sehe ich doch zwei von ihnen, nachdem ich längere Zeit unbeweglich
vor dem Becken gesessen habe. Wahrscheinlich sind sie jetzt eher als früher
in ihrem Element: Sie befinden sich in Richtung der starken Strömung, aber
im Strömungsschatten hinter einem größeren Stein und festgesaugt
an einem kleineren Stein. Ihre Position ist dabei fast unterhalb des Steins - sie
liegen praktisch auf dem Rücken und haben den jeweiligen Stein über sich.
Ich mache mir schon wieder Sorgen über ihre ausreichende Ernährung - wie
schon am Anfang, als ich sie gekriegt hatte, wobei sie da eigentlich an alle angebotenen
Futterarten gegangen sind.
Hier aber, in dieser gewaltigen Strömung, müssen sie ihr Futter eigentlich
verfolgen und regelrecht fangen. Die üblichen Welstabletten, die sie bisher
immer gefressen haben, taumeln hin und her durch das Aquarium und es sieht nicht
so aus, als ob sie da irgendwelche Verfolgungsambitionen hätten. In ihrem Ursprungsbiotop
müssen sie das aber um sich zu ernähren......
Bei genauerem Hinsehen merke ich aber bald, dass sich in vielen Nischen und Senken
zwischen den Steinen immer wieder strömungsfreie Zonen entwickeln, die zwar
nur kurz andauern, um dann wieder durch eine Tubulenz gestört zu werden, aber
in diesen kurzen Momenten liegen zufällig dorthin geströmte Futtertabletten
oder aufgetaute Mückenlarven etc. und können von den Chaetostoma erwischt
werden.
Die vier Welse benehmen sich jedenfalls so, als seien sie "nur für dieses
Becken geschaffen worden".
Juni 02
Das Becken mit Inhalt hat sich stabilisiert und ich habe noch acht Welse dazugegeben:
4 Chaetostoma milesi und 4 Corydoras barbatus.
Die vier Panzerwelse sind nun nicht solche heimlichen, huschenden Gesellen wie die
Chaetostoma, sie gründeln die ganze Zeit im Sand herum, fühlen sich aber
- glaube ich - in der Strömung wohl.
Oktober 02
Von den Corydoras sind zwei während der sommerlichen Hitzewelle gestorben.
Ein Chaetostoma milesi ist noch dazugekommen und zwei (bisher) Beaufortia leveretti
(Goldene Tüpfel-Flossensauger)
aus China.
Der Wasserstand hinter dem Mattenfilter ist erstaunlicherweise auf 50% gesunken
- die Matte kann doch eigentlich noch nicht zu sein? - ich drossele den Rücklauf
etwas und das Wasser hinter der Matte steigt wieder.
21.10.
Die Chaetostoma zeigen ein "soziales" Verhalten:
Durch das massenweise vorhandene Angebot an Unterschlupfmöglichkeiten unter
den zahlreichen schrägen, manchmal fast waagerechten Schieferplatten und das
gleichzeitige Vorhandensein von über die gesamte Beckenlänge gestaffelten,
senkrechten Steinplatten, haben und nutzen sie die Möglichkeit, eine Form von
Einkriege- und Versteck"spiel" zu betreiben, das nicht in Kommentkämpfen
oder Revierabgrenzungsstreitigkeiten endet. Es sieht so aus, als seien die Macht-
und auch die Revierverhältnisse geklärt, und es ergeben sich dadurch spielerische
Annäherungsmöglichkeiten, die bei Stress sofort durch blitzartige Flucht
in die jeweils eigene Höhle unterbrochen werden können.
Das Bachbecken macht deshalb auf den Betrachter erstmal einen merkwürdigen
Eindruck:
Auf den ersten Blick sieht es unbewohnt aus, aber plötzlich zucken in den Augenwinkeln
irgendwelche schemenhaften Schatten von unter den Steinen, über andere Steine
und wieder unter die Steine und Stille. Wenn ein Chaetostoma auf einem Stein unbeweglich
liegenbleibt, verschwindet er durch seine Form und Farbe auch zwischen den Steinen
und schon ist das Becken wieder für einen Moment unbelebt - oder war das alles
sowieso nur eine Halluzination, eine Einbildung des Betrachters?
1.12.
Ich habe jetzt noch eine vierte Stömungspumpe links an der Matte des Filters
installiert (1400ltr/h) und die Strömung mit ihren Turbulenzen ist schon sehr
nett :-). Die Flossensauger sitzen eng angepresst an den Scheiben und die Corydoras
barbatus stehen mitten im Wasser, kommen aber jetzt gegen die Strömung nur
noch schwer an. Wenn ich das Wasser nicht ganz bis zum oberen Rand der Matte nach
einem Wasserwechsel wieder auffülle, ziehen die Strömungspumpen Luft,
was wohl der Situation in einem natürlichen Bach noch eher entsprechen dürfte
- ich werde also zukünftig dieses Bachbecken nicht mehr so hoch auffüllen.
Inzwischen sind noch sechs Hemiloricaria sp. aff. latirostris (Bürstenhexenwelse)
dazugekommen, die in ihrer Heimat um Rio de Janeiro kühleres Wasser haben und Strömung lieben sollen.
Es gibt inzwischen zunehmend Probleme mit der Funktionsfähigkeit der diversen Strömungspumpen -
sie sind einfach zu schnell verstopft durch die zahlreichen Schwebstoffe im Wasser. Es haben
sich nach einem Jahr viele kurze Algengebüsche an den Rändern der Flusskiesel gebildet. Algenbüschel,
die ich nicht weghaben will, weil sie ganz schön aussehen und auch durchaus zum Habitat passen.
Durch die zeitweilig starke Strömung werden aber immer wieder Algen losgerissen, die dann
letztendlich die Ansaugstutzen der Pumpen verstopfen.
Ich brauche offenbar noch einen Außenfilter, der Schwebstoffe absaugt. Ich überlege,
ob ich nicht gleich einen der 2260er EHEIMS nehme, der dann mit seinem Rückstrahlrohr noch zusätzlich eine
weitere, starke Strömungsquelle darstellen könnte.
Allerdings besteht bei ihm die Gefahr, dass die zarten Flossensauger von seinem Ansaugstutzen
angesaugt und verletzt oder gar getötet werden könnten....
Ich habe inzwischen die Lösung des Hitzeproblems gefunden:
Deckscheibe beiseiteschieben und von oben senkrecht einen großen Ventilator senkrecht auf die Waseroberfläche blasen lassen.
Das Wasser bleibt dadurch wirklich bei 21°C im wärmsten Sommer
Allerdings verdunstet das Wasser ziemlich schnell und ich muss pro Woche eine ziemlich große Menge nachfüllen,
aber das Hitzeproblem ist nicht mehr vorhanden!