Gängige Meinung:
Vermutlich kennen Sie schon die Kommentare, sei es von Aquarianern im Verein oder
über die Literatur bis hin zu vielen Diskussionsforen im Internet. Zumeist sprechen
sie vom Froschwels als einem "aggressiven, an die 60 cm groß werdenden,
gewaltigen Räuber", ja einem "fischfressenden Monster", in dessen Maul bis hin zu
Mäusen und Fröschen alles reinpassen soll, was nicht mindestens zwei Drittel
der Größe dieser Welsart hat. Werden bei einer solchen Beurteilung aber
nicht meist einfach nur unkritisch Meinungen weitergegeben, die auf Informationen
basieren, die von oft zweifelhafter Herkunft stammen? Eigene Erfahrungen scheinen
jedenfalls nur zu selten in diese Bewertungen mit einzufließen. Denn einmal
ehrlich - wer ist schon gewillt, überhaupt einen Fisch im Aquarium zu pflegen,
der allgemein einen so schlechten Ruf hat?
Wie verhalten sich diese Tiere aber tatsächlich, wenn sie in vergleichsweise großen
Aquarien gepflegt werden? Wenn sie mit anderen Fischarten vergesellschaftet werden,
die ihnen von der Größe her ebenbürtig sind und zumindest nicht die
Aggressivität an den Tag legen, die man dem Froschwels gemeinhin so zuschreibt?
Auf diese Thematik möchte ich hier näher eingehen.
Allgemeines:
Der Froschwels gehört zur Familie der Kiemensackwelse (Clariidae). Dieser Name weist auf
ihr zusätzliches Atmungsorgan in Form eines Atemsacks hin. Dadurch wird den Fischen
in ihrem oft sauerstoffarmen Lebensraum ein zusätzliches Aufnehmen von
Oberflächenluft ermöglicht. Die Bezeichnung spielt damit zugleich auf die
Fähigkeit dieser Fische an, für einen gewissen Zeitraum auch
außerhalb des Wassers überleben zu können.
Die teilweise auch heute hier und da noch zu findende
fehlerhafte Übersetzung von "Clariidae" durch "Raubwelse" führt dazu, dass
jeder, der sich über diese Welsfamilie informieren möchte, von Anbeginn in eine
ganz bestimmte Richtung gelenkt wird: Er wird das Wort "Raubwelse" nämlich mit
fischfressenden Raubfischen assoziieren. Diese Charakterisierung wird jedoch
einigen Arten, die der Gattung "Clarias" angehören, nicht gerecht. Und
schließlich: Weshalb der Gattungsname "Clarias" zu Deutsch allenthalben mit
"Raubwelse" übersetzt wird, wo er doch wie "Clariidae" etymologisch einzig und
allein auf das Griechische "chlaros" im Sinne von "besonders lebendig, da in
sauerstoffarmen Gewässern und selbst an Land [für eine gewisse Zeit] lebensfähig",
zurückzuführen ist, erschließt sich mir nicht, hat jedoch ebenfalls den bereits
erwähnten negativen Beigeschmack, aber auf diesen Aspekt sei hier nur am Rande
hingewiesen.
Bei der Art Clarias batrachus, so der lateinische Name, weist der
zweite Namensbestandteil "batrachus", also "froschähnlich", zum einen auf die
Art der Fortbewegung der Tiere an Land hin: Dort bewegt dieser Wels seine
Schwanzflosse nach vorn, springt dann wie ein Frosch, während er sich mit
seinen Brustflossenstacheln dabei aufrecht hält - von daher stammt auch die
weitere Bezeichnung "walking catfish" bzw. "Wanderwels". Der deutsche Name
Froschwels dürfte zusätzlich auch auf das Äußere dieses Welses hinweisen, das
insbesondere dann ein wenig einem Frosch ähnelt, wenn die Tiere sich gut satt
fressen konnten, und ihr Bauch dann auf das Doppelte anschwillt.
Die
Wildform od. Wildfarbe dieser Welsart ist dunkelbraun mit grünlichem Schimmer
und weißem Bauch, siehe:
Fotos
Ihre ursprüngliche Heimat liegt im tropischen Asien, wo sie in Flüssen und
Tümpeln weit verbreitet sind. Allerdings haben sie sich auch in einigen Teilen Floridas stark vermehrt.
Dort war es für sie ein Leichtes, aus den Fischteichen, in die sie ursprünglich eingesetzt worden waren,
in nahe Gewässer zu entweichen, mit der Folge, dass sie auch der dortigen Fauna stark zusetzten.
Dieser Umstand hat sicherlich ebenfalls zum negativen Image der Art beigetragen.
Im Handel sind fast durchweg albinotische, vor allem aber teilalbinotische
Zuchtvarianten mit ganz unterschiedlichen Farb- und Zeichnungsmustern, wohl
weil sie wesentlich auffälliger sind als die eher unscheinbar wirkende
Wildform.
Einziges sicheres geschlechtsspezifisches Unterscheidungsmerkmal, jedenfalls bei den im Gegensatz
zur unscheinbaren Wildfarbe wesentlich auffälligeren albinotischen oder teilalbinotischen Tieren,
mit denen wir es in der Regel zu tun haben, ist die Form der Genitalpapille. Sie ist beim Weibchen kurz,
dick und oval, beim Männchen hingegen länger und am Ende zugespitzt.
Persönliche Erfahrungen:
Derzeit pflege ich ein Paar Froschwelse von rund 40 cm Länge in einem Becken von 2 m Länge und jeweils 60 cm Breite und
Höhe. Da die Art sehr anpassungsfähig ist, sind die Wasserbedingungen ohne
große Bedeutung. Das Wasser sollte allerdings gut gefiltert werden. Auch wenn
die Tiere in unbeheizten Becken zu halten sind, so würde ich doch empfehlen,
die Temperatur zumindest in einem Bereich zwischen 22 und 25 Grad zu halten -
sie sind dann deutlich aktiver und fühlen sich sichtlich wohler als bei
niederen Temperaturen. Die übrigen Wasserwerte wie der
pH-Wert - er sollte nicht höher als 7,0 sein - sind allenfalls dann von Belang,
wenn man die Tiere nachzüchten möchte. Aufgrund ihres zusätzlichen
Luftatmungsorgans spielt auch der Sauerstoffgehalt im Wasser keine große Rolle.
Im hinteren Teil meines Aquariums befinden sich einige größere Pflanzen.
Bei deren Auswahl ist darauf zu achten, dass ausschließlich robuste,
großwüchsige und vor allen Dingen fest angewurzelte Arten verwendet werden, die
man am besten noch zusätzlich durch größere Steine oder Steinplatten gegen die
Grabungstätigkeiten der Welse schützt. Diese wiederum
sollten allerdings nicht scharfkantig oder spitz sein, um das Verletzungsrisiko
insbesondere bei großen Tieren mit ihren manchmal stürmischen Bewegungen gering
zu halten. Gleiches gilt für den Bodengrund: Auch wenn die Barteln von Clarias
batrachus robuster sind als die vergleichsweise sehr empfindlichen von
Panzerwelsen, so sollte man auch für die Pflege von Clarias-Arten keinen allzu
groben, scharfkantigen Kies wählen, sondern am besten eine Mischung aus Sand
und abgerundetem Kies kleiner bis mittlerer Größe. Sollte sich trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen
einmal eine Bartel verletzt haben beziehungsweise teilweise oder ganz
abgeknickt sein, so bedeutet dies für das Tier im Gegensatz zu den Arten der
Gattung Corydoras kein Dauerzustand: Denn an ihrer verbleibenden Spitze
entwickelt sich in den nächsten Tagen zunächst ein dünner Fortsatz, der sich
dann innerhalb weniger Wochen wieder zu einer vollständigen Froschwelsbartel
ausbildet.
Gefüttert werden die Tiere abwechselnd mit Futtertabletten, Cichlidensticks und Forelli (letzteres besonders sparsam füttern, sonst Gefahr von Wassertrübung!), ebenso mit Mückenlarven (auch gefrorenen) und hin und wieder auch mit Rinderherz, Muschelfleisch sowie mit Mehl- und Regenwürmern. Dass Clarias batrachus auch an pflanzliches Futter gehen soll, wie hier und da beschrieben, dürfte sich wohl nur auf den Anteil pflanzlicher Stoffe im Detritus beziehen, den die Tiere in der Natur gleichfalls nach Nahrung durchstöbern.
Als Beifische habe ich ohne nennenswerte Probleme nicht nur große Haibarben (Balantiocheilos melanopterus) und eher ruhige Cichliden wie den Pfauenaugenbuntbarsch (Astronotus ocellatus) ausprobiert, sondern auch Feuerschwanz (Epalzeorhynchus bicolor), verschiedene Schmerlenarten wie Grüne Schmerle (Botia modesta), Pracht- (Botia macracanthus) und Netzschmerle (Botia lohachata), ja sogar 5 cm große Saugschmerlen (Gyrinocheilus aymonieri), welche die Froschwelse ohne weiteres als Ganzes verschlucken könnten. Diese Aussage dürfte vermutlich den einen oder anderen Leser dann doch in Erstaunen versetzen, der bislang glaubte, man könne so kleine Fische nicht mit einem solchen Wels vergesellschaften.
Will man große Saugwelse zu Clarias batrachus setzen, so ist etwas Vorsicht
angebracht, denn diese können - ausgewachsen - mitunter sehr dominant
sein und sind imstande, mit ihren wehrhaften Brustflossen selbst Froschwelsen
Verletzungen zuzufügen.
Verallgemeinern lassen sich diese Aussagen sicherlich nicht. Natürlich
ist zumal bei der Vergesellschaftung von Welsen mit anderen Arten ihre
Gefräßigkeit zu berücksichtigen. Und in besonderem
Maße gilt dies für Clarias batrachus. Am besten ist es
natürlich, wenn die Größenverhältnisse
zumindest einigermaßen stimmen. Will man die erwähnten
kleiner bleibenden Arten der Gattung Botia mit Clarias batrachus
vergesellschaften, so ist es wichtig, dass den Schmerlen Versteckplätze
gegeben werden, denn die Froschwelse setzen ihnen hin und wieder einmal
nach und dann sind Ausweichmöglichkeiten wichtig. Und noch ein Hinweis:
Eine Vergesellschaftung mit Lebendgebärenden ist nicht möglich,
diese werden vom Froschwels vermutlich schon aufgrund ihrer im Vergleich
beispielsweise zu den genannten Schmerlen anderen Schwimmweise als
Futterfische angesehen. Dennoch gehört der Froschwels keineswegs
zu den Raubwelsen, die sich fast ausschließlich von Fischen ernähren,
auch wenn er oftmals als solcher bezeichnet wird. Vielmehr ist er von Natur
aus ein Allesfresser, der zwar vor allem nachts auch Jungfischen nachstellt,
die in sein Beuteschema passen, dessen lebender Nahrungsanteil jedoch
hauptsächlich aus kleineren Beutetieren wie Würmern, kleinen
Krebstieren oder Insektenlarven besteht. Diese muss er vorrangig mit seinen
4 Paar Barteln aufgrund ihres Geruchs und weniger aufgrund ihrer Bewegung
lokalisieren, da er mit seinen kleinen Augen nicht allzu weit sehen dürfte.
Beim Nahrungsgraben wird das Maul zum Teil wie ein Staubsauger eingesetzt,
mit den Kleintieren eingesaugte Steinchen werden in der Folge wieder ausgespuckt.
Das Maul von Froschwelsen ist vergleichsweise klein, von daher können sie im
Unterschied zu vielen eigentlichen Raubwelsen ohnehin keine allzu großen Portionen
verschlingen. Von größeren, bereits toten Fischen können sie mundgerechte
Stücke nur unter Schwierigkeiten durch stark rüttelnde Bewegungen abtrennen.
Hinweise in Internetforen, wonach ein Froschwels von 30 cm
Prachtschmerlen oder Saugwelse von 10 bis 15 cm verschlungen haben soll, sind
deswegen eher abwegig und ins Reich der Fabel zu verweisen. In einem Fall, dem
ich weiter nachgegangen bin, hat es sich bei dem besagten Räuber nicht um
Clarias batrachus, sondern um den "großen Bruder" des Froschwelses gehandelt,
nämlich um einen jungen albinotischen Clarias gariepinus, der über einen Meter
groß werden kann und sich tatsächlich hauptsächlich von Fischen ernährt.
Die Gefräßigkeit von Froschwelsen ist allerdings wirklich beachtlich.
Die Tiere können so viel auf einmal verschlingen, bis der Bauch zur Größe
einer Golfkugel anschwillt. Das gilt insbesondere für noch junge Exemplare, die auf
diese Weise schnellstmöglich ein größeres und damit vor Fressfeinden
sichereres Stadium erreichen. Aber auch ausgewachsene Tiere haben in der Natur auf
diese Weise die Möglichkeit, bei reichlichem Nahrungsangebot so viel zu fressen,
dass sie anschließend auch längere Zeit trotz knappstem oder sogar gänzlich
fehlendem Futterangebot gut überstehen können. Bei im Aquarium gehaltenen
Tieren sollte sich der Pfleger dieser Tatsache bewusst sein, ansonsten liegen sie nämlich
nur voll gefressen und träge bis zur nächsten Fütterung in einer Ecke.
Er sollte daher darauf achten, die Tiere nicht zu überfüttern, sondern vielmehr
den Bettelversuchen zu widerstehen, lieber weniger zu verabreichen und ruhig auch einmal
den einen oder anderen Fastentag in der Woche einzulegen.
Bei der Vergesellschaftung ist außerdem zu beachten, dass man keine aggressiven
Beifische wählt. Meine Froschwelse kommen vor allen Dingen deswegen mit den
erwähnten Pfauenaugenbuntbarschen so gut aus, weil diese ruhige Cichliden sind
und zumindest außerhalb der Laichzeit eher geneigt sind, "klein bei" zu geben.
Werden Froschwelse hingegen zu aggressiven Barschen gesetzt, so dürfte ein
Dauerstreit vorprogrammiert sein, von daher würde ich von dieser Konstellation
eher abraten. Froschwelse selbst sind zwar durchsetzungsfähige Tiere. So lassen sie,
sind die Fronten einmal abgesteckt, die mit ihnen vergesellschafteten Fische in der Regel
in Ruhe. Sie mögen es aber gar nicht, wenn andere Fische dominieren wollen oder
sich aufgrund ihrer Aggressivität gar durchsetzungsfähiger als sie selbst erweisen,
dann fühlen sie sich sichtlich unwohl.
Die Haltung von drei oder mehr Froschwelsen kann langfristig auch in sehr großen
Aquarien Probleme bereiten. Zwar sind die Tiere nicht ungesellig, aber bereits junge Exemplare
tendieren dazu, schwächere bei der Fütterung abzudrängen. Und hat sich in
der Laichzeit ein Paar gefunden, so stellen beide Partner zumindest überzähligen
Weibchen unablässig nach und fügen ihnen mit ihren Beißattacken Verletzungen
zu. Das war auch der Grund, weshalb ich ein ursprünglich mit meinen beiden Froschwelsen
zusammen gehaltenes drittes Exemplar schließlich abgeben musste. Selbst in einem 2-Meter
Aquarium hatte dieses Weibchen keinen sicheren Schlupfwinkel mehr gefunden.
Das A und O bei der Froschwelshaltung ist das Erfordernis, den Tieren
ein geräumiges Aquarium zur Verfügung zu stellen. Ist kein
Großbecken vorhanden, sollte man zumindest auf eine Vergesellschaftung
verzichten, gegebenenfalls aber auch auf die Anschaffung dieser Art selbst.
Wird das Becken zu klein gewählt (und das sind bereits für ein einzelnes
Tier alle Aquarien unter 300 Liter), summieren sich mit zunehmendem Wachstum
der Froschwelse eine ganze Reihe von Negativfaktoren: Pflanzen werden dann allein
schon durch die mitunter hektischen Schwimmbewegungen der Tiere entwurzelt.
Beifische haben keinen Rückzugsraum mehr und werden unablässig von
den Froschwelsen bei der Fütterung abgedrängt, da sie diese als
Nahrungskonkurrenten ansehen. Aufgrund des hohen Futterbedarfs muss das Wasser
in kürzesten Abständen gewechselt werden. Dies vermeiden zu wollen und
die Fütterung allzu weit einzuschränken, kann bei der großen
Gefräßigkeit der Tiere für andere Fische wieder fatal sein. Kurzum,
somit ein Teufelskreis und unter diesen Bedingungen wird Clarias batrachus dann auch seinem schlechten Ruf gerecht.
Froschwelse unterscheiden sich vom Verhalten her deutlich von den meisten anderen
Welsarten, die zumeist auf Beute lauernd an einer bestimmten Stelle verharren und sich
allenfalls nach Ausschalten der Beleuchtung schleichend durchs Becken bewegen. Haben
sie eine bestimmte Größe (etwa ab 15 cm) erreicht und werden sie nicht mit
deutlich größeren Fischen vergesellschaftet (denn dann können auch sie
durchaus ängstlich sein), so erweisen sie sich als recht schwimmfreudige Tiere, die
regelmäßig auch am Tag durchs Becken stöbern, dieses unruhig nach
Fressbarem absuchen und aufgrund ihrer aktiven Lebensweise beim Betrachter keine
Langeweile aufkommen lassen. Natürlich ruhen auch sie, diese Phasen sind aber
vergleichsweise kurz. Hat sich ein Paar gefunden, so wird durch das Werben, aber vor
allem bei späteren Ablaichvorbereitungen der Bewegungsdrang der Tiere noch
größer. Selbst bei der Haltung eines einzelnen Froschwelses sollte daher das
Mindestmaß des Aquariums bei 1,20 m Länge (besser: 1,50 m) liegen.
Wie sieht es mit der Größe der Tiere im Aquarium aus? Da möchte ich
doch den einen oder anderen Leser beruhigen, der bisher von bis zu 60 cm ausgegangen
ist. Selbst FishBase gibt als maximale Größe 47 cm an - eine Zahl wohlgemerkt,
die sich an in Freiheit lebenden Exemplaren orientiert. Zugegebenermaßen habe ich
auch schon Fotos von wilden Clarias batrachus übermittelt bekommen, deren Größe
mit 60 cm angegeben wurde. Allerdings unterscheiden sich diese Tiere bereits deutlich durch eine
andere Kopfform und Maulpartie von den albinotischen oder teilalbinotischen Tieren, die für
die Aquarienhaltung hin und wieder angeboten werden. Vermutlich spielt hierbei die Tatsache eine Rolle,
dass es sich bei diesen Nachzüchtungen und damit auch bei meinen Froschwelsen nicht um
die thailändische, sondern vielmehr um die indische Spezies handelt. Beide unterscheiden
sich von der Anzahl ihrer Chromosomen deutlich voneinander. Die indische Spezies soll zumindest
in dieser Beziehung mehr Ähnlichkeit mit Clarias fuscus aufweisen, einer Art, die FishBase mit rund 25 cm angibt.
Ich denke, die bei uns im Handel angebotenen Tiere werden im Durchschnitt nicht viel größer
als 40 cm, und ich stehe mit Aquarianern in Kontakt, bei denen die Fische auch nach vielen Jahren nicht
einmal diese Größe erreicht haben, zwei berichten allerdings auch bei der von ihnen gehaltenen
albinotischen Form von 45 bzw. 47 cm Länge. Meine Froschwelse sind bis zu einer Größe
von 30 cm sehr schnell gewachsen. Vermutlich erreicht Clarias batrachus bei guter Fütterung diese Größe in
nur einem Jahr. Danach wachsen Froschwelse nur noch vergleichsweise langsam. Meine scheinen jedenfalls
bereits seit einem halben Jahr bei etwa 40 cm "stehen geblieben" zu sein. Jedenfalls kann ich von da an
kein Längenwachstum mehr feststellen, die Tiere legen jetzt dafür eher in der Breite noch etwas
zu und wirken dadurch insgesamt kräftiger als zuvor.
Besonderheiten:
Wundern Sie sich nicht, wenn Froschwelse selbst bei optimalem
Sauerstoffgehalt des Aquariumwassers in regelmäßigen Abständen die
Oberfläche aufsuchen, um dort mit ihrem zusätzlichen Atmungsapparat "Luft zu
holen". Haben die Tiere viel gefressen oder sind sie besonders aktiv wie in
der Fortpflanzungszeit, so verkürzen sich die Abstände hierfür noch etwas.
Je sicherer (und dann auch wohler) sich die Welse
fühlen, umso ruhiger nehmen sie Luft auf. Neben Steinen und Wurzeln vermitteln
ihnen besonders einige groß gewachsene,
robuste Pflanzen in Verbindung mit einer mehr oder weniger geschlossenen
Schwimmpflanzendecke dieses Gefühl von Sicherheit. All dies trägt dazu bei,
dass sie sich auch bei eingeschalteter Aquarienbeleuchtung nicht allzu hektisch
Richtung Oberfläche bewegen, was sie sonst aus Angst, frühzeitig aus der Luft
von möglichen Fressfeinden entdeckt werden zu können, unwillkürlich tun. Dabei
können sie sich insbesondere dann am Maul verletzen, sofern zwischen
Wasseroberfläche und Abdeckscheibe, die bei Froschwelsen ein absolutes Muss
sein sollte, um möglichen Ausbruchversuchen vorzubeugen, kein hinreichend
großer Abstand gelassen wurde.
Auf eine Höhle oder ähnliche Verstecke sind nur junge
Exemplare zwingend angewiesen. Je älter die Tiere werden, umso weniger
lichtscheu sind sie. Zunehmend verlagern sie dann auch ihre Aktivitäten von der
Nacht in den Tag hinein.
Das Aquarium suchen sie insbesondere dann zu verlassen, wenn es zu klein [geworden]
ist oder längere Zeit nicht gefüttert wurde. In der Natur ist diese Fähigkeit,
über das Land bis zum nächsten Gewässer "wandern" zu können, ein
unschlagbarer Vorteil gegenüber anderen Fischen, in Gebäuden allerdings bald ihr
Todesurteil, es sei denn, die Tiere werden nach ihrem Entweichen noch rechtzeitig gefunden
und wieder ins Becken zurückgesetzt. Selbst fast ausgetrocknete und bereits tot geglaubte
Exemplare sollen sich so wieder gefangen haben. Damit es erst gar nicht so weit kommt, sorgt man
für eine Aquarienabdeckung und beschwert diese notfalls noch zusätzlich.
Eine Gefahr durch die kräftigen Brustflossenstacheln ist nur beim Herausfangen großer
Tiere gegeben. Da Verletzungen durch diese Stacheln sehr schmerzen sollen, außerdem schlecht
heilen und sich leicht entzünden können, verwendet man dabei am besten größere
Eimer. In Netzen verhaken sie sich nur zu gern und schlagen dann wie wild um sich. In solchen Fällen
geben sie oft noch knarrende Geräusche von sich.
Zucht:
Hat sich ein Paar gefunden, so können Sie
bei Froschwelsen ein Verhalten beobachten, das fast schon vergleichbar dem
brutpflegender Cichliden ist, sei es im Hinblick auf die Partnerfixierung oder die Aufgabenteilung.
Denn zumindest zur Brutzeit scheint bei Clarias batrachus ebenfalls eine Paarbindung zu bestehen.
Geschlechtsreife Froschwelse scheinen in mehr oder weniger
regelmäßigen Abständen bestimmte Phasen zu durchlaufen, in denen ihr Gemüts-
und Aktivitätszustand wechselt. So können meine Tiere über Wochen hinweg sehr
lebhaft und schwimmfreudig sein. In dieser Zeit sind sie auch auffallend zahm
und nehmen das angebotene Futter gierig direkt von der Hand. Urplötzlich und
ohne dass sich irgendetwas in den Haltungsbedingungen zu ändern scheint, sind
sie jedoch dann wieder vorübergehend vergleichsweise inaktiv und zurückhaltend,
ja fast scheu. Selbst von ihrer früheren Fressgier ist in dieser Phase wenig
geblieben. Der Pfleger muss sich aufgrund des geänderten Verhaltens allerdings
keine Sorgen machen; eine Krankheit ist allein deswegen noch nicht im Anflug,
im Gegenteil: Werden die Zeitabschnitte des überwiegend passiven Verhaltens
zunehmend kürzer, die einer gesteigerten Aktivität und - damit verbunden -
einer erhöhten Futteraufnahme merklich länger, kann dies sogar als Zeichen
dafür gewertet werden, dass das Paar in Brutstimmung kommt.
Das Ablaichen der Tiere kann sich auf
insgesamt fast einen ganzen Tag erstrecken. Beide Partner wedeln zuvor eine
Mulde aus, die einen Durchmesser von etwa 30 cm hat. Bei den zahlreichen Paarungen umschlingt das Männchen u-förmig
das Weibchen. Nach etwa 10 Sekunden löst sich dieses
sodann aus der Umschlingung, indem es stark mit der Schwanzflosse schlägt; erst
danach werden die Eier ausgestoßen, die sofort über die ganze Laichmulde
verteilt zu Boden fallen.
Insgesamt werden je nach Größe der Tiere 1.000 bis über 6.000
Eier abgegeben. Nach dem letzten Ablaichen schützt das Männchen die Grube mit
den Eiern, das Weibchen sichert den sich daran anschließenden Bereich.
Beide Elternteile legen damit ein ganz anderes Verhalten an
den Tag als beispielsweise das von Clarias gariepinus, von dem es heißt, er übe
nach der Eiablage überhaupt keine Brutpflege aus. Die
Froschwelsembryos schlüpfen bei einer Temperatur von 26 Grad nach
ungefähr 30 Stunden; eine um 2 Grad höhere Temperatur
bewirkt den Schlupf bereits nach etwa 24 Stunden. Sie werden noch wenige
Tage von den Eltern gegen mögliche Fressfeinde beschützt.
Haben diese Kurzinfos vom Ablaichen von Clarias
batrachus Ihr Interesse geweckt? Dann möchte ich Ihnen die Lektüre meines
Beitrags Erfolgreiche Froschwels-Nachzucht im Aquarium; (erschienen in Datz 7/04, S.12-15,
http://www.ulmer.de/artikel.dll?MID=531&AID=20304)
ans Herz legen, in dem der gesamte
Ablaichvorgang einschließlich der Brutpflege ausführlich in Wort und Bild
dargestellt ist. Eine aktualisierte englische Fassung des gesamten Datz-Berichts ist hier eingestellt:
Der Leser wird aufgrund meiner Schilderung
gemerkt haben, dass ich Froschwelsen entgegen der herrschenden Meinung durchaus
viele positive Seiten abgewinnen kann. Schon die Überschrift zu diesem Bericht
lässt ja meine Sympathie für diese Art bereits offen zu Tage treten. Und obgleich
ich mich bemüht habe, objektiv meine Eindrücke aus dem Leben von Froschwelsen
im Aquarium festzuhalten, so wie sie sich für mich dargestellt haben, so will
ich gern eingestehen, dass solche Erfahrungen letztlich immer auch ein wenig
subjektiv gefärbt sind.
Aus diesem Grund möchte ich, schon allein um
möglichen Missverständnissen vorzubeugen, hier ganz bewusst noch auf folgenden
Punkt hinweisen:
Mit diesem Beitrag soll keineswegs für die
Haltung dieser Tiere in Aquarien geworben werden! Es handelt sich bei ihnen
sicherlich auch nicht um Zierfische im herkömmlichen Sinn. Und obgleich die
Beckengröße des "Durchschnittsaquarianers" in den letzten beiden
Jahrzehnten stetig zugenommen hat, so dürften auch heute nur wenige in der Lage
sein, Froschwelsen dauerhaft wenigstens einigermaßen adäquate
Lebensverhältnisse zu bieten. Somit gehören die Tiere auch nur in
verantwortungsvolle Hände. Wer nicht bereit ist, dieser Art über etwa 10,
vielleicht aber auch 15 bis 20 Jahre (die Angaben zu ihrem Alter in Gefangenschaft
differieren zum Teil stark!) ein geräumiges Becken bieten zu können und es
ihnen nicht auch einmal nachsieht, wenn sie dieses insbesondere zur Laichzeit
nach ihren eigenen Wünschen "umgestalten", lässt besser die Finger
davon.
Denn wer hat sie nicht schon gesehen -
Froschwelse mittlerer Größe in Händlerbecken, die oftmals aufgrund falscher
Beratung, mitunter aber auch, weil Warnungen von Verkäufern in den Wind
geschlagen wurden und man sich von dem niedlichen Äußeren gerade der
gescheckten jungen Tiere hat blenden lassen, schon nach wenigen Monaten wieder
zurückgegeben wurden, weil sie alle "Mollys" im Aquarium gefressen
haben.
Insofern stehe ich auch jüngsten Angeboten von Händlern, die Froschwelse
"10 Stück für 25 Euro" verkaufen, mehr als skeptisch gegenüber. Denn kaum
jemand dürfte ein so großes Aquarium besitzen, in dem eine solche Anzahl auf
lange Sicht angemessen gehalten werden könnte. Was aber aus den - durch das
rasche Wachstum der Tiere bedingt - bald überzähligen Welsen wird, davon sprechen
die immer wiederkehrenden Annoncen "Froschwels[e] umständehalber
abzugeben" in Zeitungen, Zeitschriften und im Internet.
Wer es aber mit der Haltung dieser Fische
ernst meint und die gegebenen Hinweise zu beachten versucht, der wird viele der
hier geschilderten Beobachtungen selbst machen können und vielleicht auch ein
Stück weit der Faszination erliegen, die von diesen Tieren ausgeht.
Stand: Geschrieben im Oktober 2004, ergänzt im Oktober 2005; Text und Fotos Wolfgang Ros