Rineloricaria sp. aff. latirostris

Zur Erklärung der sp. cf. und aff.-s:

Rineloricaria cf. latirostris:
Kann Rineloricaria latirostris sein, oder auch nicht

Rineloricaria spec. aff. latirostris:
Ist auf jeden Fall eine neue unbeschriebene Art.

Alle Fotos: K. Dreymann

6.Februar 2003
Bei einem Besuch auf Ingo Seidels Arbeitsstätte fiel mir beim dritten Hinsehen ein Hexenwels auf, der zunächst im Halbdunkel des Großhändlerbeckens fast so aussah wie meine olivfarbenen Hexenwelse. Dann muss mich aber der Instinkt nochmal zu diesem Becken getrieben haben - einer von ihnen sah wirklich fast aus wie eine Bürste, über und über mit mehr oder weniger langen Odontoden bedeckt. Auf dem Schild unter dem lateinischen Namen stand auch "Bürsten-Hexenwels". Das war der Hexenwels, den ich schon mal vor längerer Zeit im Großen Buch Der Welse bewundert hatte, er hat wirklich ein uriges Gesicht - zumindest die Männchen. Bei näherem Hinsehen bemerkte ich dann noch drei oder vier weitere im Sand vergraben, aber oben auf lag ohne Zweifel ein Männchen.
Natürlich musste ich ein paar davon haben - der Preis war nicht sehr hoch, ich nahm dann alle sechs.
Nach dem Herausfangen stellte sich heraus, dass das einzige Männchen nur noch einen Teil seines Schädels besaß, aber seis drum, zur Nachzucht brauchte ich das sowieso.

In der Gegend von Rio de Janeiro kommen diese Tiere vor und, was für mich natürlich besonders interessant ist, sie leben in kalten, sauerstoffreichen und strömungsreichen Flussbetten im relativ kalten Wasser - je nach Jahreszeit von 16°C bis max 25°C, also Fische für das große Bachbecken mit den Chaetostoma und den C. barbatus.

Nach der Eingewöhnung haben sie jetzt erstmal die diversen Höhlen und Unterschlüpfe inspiziert.
Ingo Seidel meinte übrigens noch, dass unter den kleineren auch noch mindestens zwei Männchen sein müssten - er merkte es am Streichen über die seitlichen Schädelpartien.
16.2.
Nach zehn Tagen trauen sich jetzt die ersten von ihnen raus aus der Deckung. Sie lassen sich ohne Scheu von mir berühren, während sie den Sand nach Verwertbarem durchkauen.
22.2.03
Meine neuen Bürstenhexenwelse (immerhin sechs stattliche Hexenwelse von bestimmt 20 cm Länge), haben den Sand im Bachbecken in Augenschein genommen und sehen jetzt genauso aus wie er. Sie sind alle eingebuddelt und nur selten beim Fressen zu sehen, wobei sie dann den Sand durchzukauen scheinen. Meistens sieht man aber nur zwei kleine Sanddellen beim Atmen!

2.3.

Heute habe ich endlich mal alle sechs auf dem Sand liegen sehen - sie sind also am Leben! Nachts scheinen sie übrigens ziemlich unterwegs zu sein (Taschenlampenspionagebericht).
13.3.
Diese Hexenwelse verhalten sich anders, als meine sonstigen Hexenwelse - sie sind gesellig, d.h. sie liegen oft wie die Ölsardinen längsseits oder auch übereinander. Sie gehen jedem Konflikt aus dem Weg, indem sie flüchten, sich dann schnell einbuddeln und dadurch für den Verfolger unsichtbar werden.
Wenn es Futter gibt kauen sie immer fast automatisch nach ein paar Minuten den Sand vor ihren Köpfen nach Verwertbarem durch - später sehe ich sie dann aber auch, wie sie an Algae Wafers herumnuckeln.
22.4.
Selbst wenn ich Rote Mückenlarven auftaue und ins Becken gebe, wobei sie ja sofort untergehen und verstreut auf dem Sandboden herumliegen, müssen die Bürstenhexenwelse ziemlich schnell den Sand drumherum durchkauen und durch die Kiemen wieder ausstoßen, um dadurch die Mückenlarven auszusieben.
Ich habe es bisher noch nie gesehen, dass sie mal ihr Maul direkt auf ein Stück Futter gestülpt haben, um dieses direkt aufzunehmen. Es geht bei ihnen immer nur über das Durchsieben des Sandes.
Ich weiß gar nicht was sie machen würden, wenn sie in einem Aquarium mit grobem Kies leben müssten.


Bild des Männchens

16.11.
Ich habe mir inzwischen diverse Bambusröhren besorgt und auch zwei in das Bachbecken gegeben. Inzwischen sind sie abgesunken und was muss ich sehen - zwei der Bürstenhexenwelse drängeln sich nebeneinander in einer Röhre!

19.11.
Ich finde beide Welse immer noch dicht an dicht am Ende der Röhre. Sie lassen sich auch durch das Hochnehmen der Röhre und durch Taschenlampenlicht nicht irritieren. Irgendwelcher Laich ist aber nicht zu erkennen.
Abends sehe ich aber, dass mehrere grüne Eier aus der Röhre gerollt sind. Grüne Eier, die relativ groß sind - ca. 4 mm. Die beiden Welse sind immer noch in der Röhre, in der sich auch noch viele der Eier befinden.

22.11.
Nach längerem Hin und Her hat es das Männchen inzwischen auch aufgegeben mit dem ersten Laichpflegeversuch und die Röhre verlassen. Erste Versuche gelingen ja auch nicht immer.

23.11.
Heute sehe ich, dass zwei Röhren durch Bürstenhexenwelse besetzt sind!

13.10.
Fast ein Jahr später dasselbe Bild - aber es tut sich sonst weiter nichts, leider!

15.10
Kommando zurück! Ich habe heute die dicke Bambusröhre mal vorsichtig angehoben und hineingeleuchtet - das Männchen ist schnell durch den Hinterausgang verschwunden - und habe viele Eier gesehen. Es müssen über hundert sein, ringshereum um die Mitte der Röhre verteilt, aber als zusammenhängende Laichfläche. Die Eier sind so klein, wie sie bei den Hexenwelsen im Durchschnitt sind - nicht diese riesigen grünen Eier, die ich beim ersten Laichversuch dieser Bürstenhexenwelse gesehen hatte. Röhre zurückgelegt und nach wenigen Minuten ist das Männchen wieder zur Brutpflege zurückgekehrt. Ich muss mal überlegen, ob ich die Röhre kurz vor dem Schlupf umsetze.......

19.10
Er sitzt immer noch auf seinem Gelege und pflegt dieses. Ich habe ihn heute samt Röhre in ein besser zu kontrollierendes Becken umgesetzt.

Klaus Dreymann

Copyright ©