Corydoras Sterbai

Turbulenter Zuchtbericht über Corydoras Sterbai

Fotos: Micha Stoffihausen

Nachdem ich letztes Jahres in ein altes Ex- Hobby meines Vaters eingestiegen bin, dass mich schon als Kind faszinierte, hatte ich anfangs riesige Schwierigkeiten, aufgrund eines Wasserzusatzes eines namhaften Herstellers von Aquaristikprodukten. Es ging alles schief, die Pflanzen gingen reihenweise ein und wie sich leider viel zu spät herausstellte, war eben dieses Produkt zur Senkung der Wasserhärte schuld daran.

Nach langem hin und her und vieler Tränen, auch aus Angst um die Fischlein - die mussten zwischenzeitlich sogar in Pflege, was dreien davon sogar ihr Leben kostete, von den unzähligen Pflanzen ganz zu schweigen, liefs dann seit Anfang des Jahres endlich besser (nicht zuletzt Dank Kati und Ani). Ich hatte dann das 60er Becken gleich noch gegen ein 80er getauscht und das 60er als Quarantänebecken stehen lassen.

Kurz nach unserem Urlaub im Juni (auch diese 4 Wochen hatten alle "Insassen" gut überstanden), begannen meine Corys dann komisch zu zucken, wie "epileptisch Anfälle" , immer wenn Sie den Boden durchwühlten ! Ich schrieb mir die Finger wund (an Gabi, in allen möglichen Foren, usw.) - mir wurde so ziemlich alles geraten, sogar bis zum chem. Rundumschlag !!

Da ich aber (obwohl ich "Chemikerin" bin) von der Chemie in Sachen Aquaristik erst mal die Schnauze voll hatte, und meine Corys am einen Abend besonders schlimm rumzuckten, beschloss ich die Kleinen mal vorsichtshalber ins Quarantänebecken umzusetzen - gesagt getan !

Am 20.08.2003 wanderten meine 3 Corydoras Sterbai (Dick, Trick und Track) und die 3 Corydoras Duplicarus (Zorro, Zora und Zorrolinchen) ins kleine 60er Becken.

Bild 1- hinten: meine Coryeltern

21.08.2003 - einen Tag später war klar, dass die Corys keinesfalls krank waren - das Zucken war vorbei und Dick (Weibchen) und Trick (Männchen) waren sehr aufgeregt unterwegs - sie wuselten wie wild durchs Becken an der Scheibe auf und abgefolgt von den "Zorros". Den dritte Sterbai "Track" juckte das gar nicht !

Obwohl ich von der berühmten T-Stellung oder dem Flossenklemmen nix sehen konnte klebten abends um 8 Uhr plötzlich die ersten hellen Eier (ca. 1 mm) an der Scheibe (ca. 20 Stck.) - nach ausgiebiger Suche fand ich weitere 11 an Anubis und Zwergspeerblatt.

Schon am nächsten Tag ist zu beobachten, dass einige Eier weiß werden (verpilzen) - einige verschwinden, oder es klebt nur noch ein Rest der Eihülle an der Scheibe à wurden vermutlich gefressen ! Es sieht aus, als ob die Corys in erster Linie die verpilzten Eier fressen ! Der Rest der Eier hat einen kleinen Kern - ich bin total aufgeregt - sollte das mein erster Fischnachwuchs werden ?????????????????????

23.08.2003 früh - in den Eiern rührt sich was - die Fischis zappeln so stark, dass sich die Minieier sogar etwas verformen - ich glaub dieses mal klappts vielleicht ! Ich sitze stundenlang vor dem Becken, da ich die Jungen ja absaugen muß, damit sie nicht gefressen werden, aber ausser ein bisserl Zappeln, passiert nix !!

Um 14 Uhr habe ich schon seit Wochen ein Fotomodell zum Shooting bestellt - sprich ich muß gehen ! Natürlich bin ich beim Fotographieren nicht recht bei der Sache ! Um 18.30 Uhr machen wir Schluß und ich eile heim ! Kaum zu glauben - noch immer is nix passiert !!!!!

Zur Sicherheit, falls die Fischis nachts schlüpfen, packe ich wenigstens die kleinen Pflanzen mit den Eiern in den Ablaichkasten (so'n Alter, mit ganz feinen Ritzen !). Ich beschwere die Pflänzchen mit einem kleinen Stein, damit sie schön unter Wasser sind und hoffe so wenigstens diese zukünftigen Fischzwerge zu retten. Einige Eier fallen herunter !

Gegen 20 Uhr gehe ich noch mal in die Küche und oh Schreck aus einem Ei hängt ein Schwanz! Ich renne nach Becher und Schlauch, doch der Kleine is schon raus ! Doch mein Freund der Roli hat aufgepasst und hat gesehen, wo der Zwerg (2 mm - kaum zu sehen) gelandet is und schwupps hab ich ihn auch schon eingesaugt. Als ich den Zwerg in den Laichkasten schütte, sagt Roli "schau, da schwimmt schon eins drin rum - somit ist klar, dass die Jungen auch aus'm Ei kommen, wenn das Ei nicht fest an der Scheibe klebt !!

Eine kleine Larve war geschlüpft, eine andere hing tot in einem Ei :o( - vermutlich war sie zu schwach !! Kurz entschlossen hab ich daraufhin alle Eier mit dem Schlauch von der Scheibe abgesaugt - eines in letzter Sekunde - ging recht gut, ohne die Eier zu stark zu drücken !

Im Ablaichkasten sprudelt ein Sauerstoffstein und ein ausserhalb befindlicher Innenfilter (muß nah an die schlitze, oder oben drüber sprudeln ) sorgt für ne gute Strömung im Kasten !!

Am nächsten Tag is noch ein Ei im Kasten übrig, aus welchem am 4. Tag auch noch schlüpft !! Alle Kleinen Zwerge (ca. 15 - 16 Stck.) scheinen wohl auf zu sein !

Bild 2: kaum sichtbare Corykinder im Ablaichkasten

Am 3. Lebenstag beginne ich auf Anraten zu füttern (früh & abends - bin berufstätig !) à zerkleinere im Mörser getrocknetes Wachteleigelb (mögen meine lieber als Hühnerei), Tetramin (Staubfutter) und Paprikapulver, teige alles mit Wasser zu einem dicken Brei an und fülle es in eine Spritze ohne Nadel, von wo es sich gut dosieren und auch platzieren lässt. Abends sauge ich 1 Stunde nach der Fütterung den Kasten sauber - ist nicht einfach, da man die kleinen Wusels immer mit erwischt (noch keine Patentlösung !!). Erhöhe die Strömung und die kleinen Welchen "tanzen" eifrig in der Strömung.

Am 4. Tag sehen einige deutlich schwächer als die anderen - einige haben aber schon Mini- Bäuchlein !

Und ich glaube ich trau meinen Augen nicht, die Cory- Eltern legen schon wieder Eier. So gings auch noch ewig weiter, alle Paar Tage neue Eier und jetzt konnte ich sogar wirklich den Laichvorgang beobachten !! Dick (die Frau) wurde von Trick verfolgt, es kam zur T-Stellung, wonach Dick dann immer 2 - 4 Eier zwischen den Bauchflossen klemmen hatte (sieht abgefahren aus) ! Dann war sie geschäftig unterwegs und suchte einen Platz zu ankleben, das nahm sie sehr genau ! Oft schlängelte sie sich in Rückenlage unter einem am Boden hängenden Blatt durch und klebte ihre Eier an - echt super zum zuschauen und weiter gings !! So letzen sie immer so um die 20 Eier.

Letztendlich stellte sich heraus, dass man die Eier gut absaugen kann (nicht sofort, da kleben sie noch zu fest) und die Eier auch im Ablaichkasten gut aufgehoben sind. Die Fischis schlüpften zuverlässig so zwischen den 3. und 4. Tag mit ca. 80%iger Schlupfrate, die aber mit zunehmender Laichzeit geringer wurde !!!


Bild 3: ein größeres Corykind und neue Coryeier -
die Turmdeckelschnecken verputzen die verpilzten Eier

29.08.2003 6.Lebenstag meiner 1. Corykinder Die Kleinen haben jetzt schon dicke Bäuchlein und sind schon zig mal so groß wie ihre kleinen Geschwister ! Man sieht sie jetzt auch schon in typischer Coryhaltung - Kopfüber, Schwanz in die Höhöh auf ständiger Futtersuche !!

Leider höre ich auf einen Tipp eines anderen Aquarianers und setze meine wusels in ein Ablaichnetz um (angeblich besserer Wasseraustausch !) und da passierts - das Netz ist - obwohl es nagelneu ist beschädigt und die Kleinen hauen fast alle ab - und viele wurden nie mehr gesehen und landeten in den Bäuchen Ihrer Eltern !

Ich hatte die schnauze voll und setze die Eltern in Ihr altes Zuhause zurück, in der Hoffnung, dass der ein oder andere Flüchtling doch überlebt hätte !!

Fazit waren letztendlich 9 stramme Sterbai- Kinder (sehr unterschiedlicher größe - vermutlich hat aus jedem Laichgang einer oder zwei überlebt). Einer fiel mit einer stolzen Größe von 3 cm dann noch einen Unfall zum Opfer - was mir wieder ein Wochenende der Tränen kostete. Aus dem zusätzlichen Innenfilter, der Strömung im wieder eingehängten Ablaichbecken (mittlerweile hatten sich auch noch überraschenderweise Hexenkinder angesagt !!), hatte sich ein Saugnapf gelöst und das Corykind hatte sich mit der Schnauze in diesem kleinen Loch verklemmt und ist tatsächlich an der Verwundung gestorben :o( !!!!

Mit meiner letzen Brut hatte ich dann aber wirklich Glück, bzw. hatte ich die ganze Sache mittlerweile gut ausgetüftelt. Die Corys leichten auch in Ihrer alten Heimat noch einmal. Ich saugte die Eier ab- wie gesagt, war die Befruchtungsrate zum Ende der Laichzeit hin schlechter - es waren nur 11 befruchtet ! 8 schlüpften im Ablaichkasten, 2 kamen nicht aus dem Ei - ein Schwächeres starb nach 3 Tagen !! Ich hatte mittlerweilen im Ablaichkasten einen flachen langen Stein, eine kleine Hornfarnpflanze zum Abdunkeln und eine Turmdeckelschnecke. Die Futtermischung stelle ich mittlerweilen aus einen Brei aus allen Futtersorten, die ich habe, oft auch abwechselnd (Tubifex, Welstabletten, Flockenfutter, Spirulina, süßes Paprikapulver - natürlich zermörsert (und nur alle paar Tage: Cyclops eeze, getrocknetem Eigelb à nicht zu viel davon à das vertragen die Corykinder nicht !! ) her. Ich spritze den dickflüssigen Brei 2xtäglich mit der Spritze auf den Stein und die Corys nehmen das super an !! Am Anfang wenig, später brauchen sie schon etwas mehr. Die Turmdeckelschnecke vertilgt den Rest. Aussaugen brauchts nur, wenn was liegen bleibt, oder der Kasten schmutzig isz und 1x täglich gieße ich Aquariumwasser von oben nach, und spüle so auch eventuelle Reste raus !!

Auf diese Weise hab ich von der vorletzten Brut 7 von 8 und von der letzten Brut 1 von 1 durchgebracht !! Sieht also nicht schlecht aus !! Ich denke wichtig ist die Strömung und dass das Futter nicht direkt auf dem Kastenboden liegt (bleibt so sauberer !!).

Sind die kleinen Zwergerln 1,5 cm groß (5-6 Wochen alt), dürfen sie zu Ihren Geschwistern - und siehe da sie wuseln alle gemeinsam und keines wurde gefressen oder ist verschwunden !! Gefüttert wird mit Futtertabletten und den Resten, die aus den Kasten beim täglichen Spülen rausgeschwemmt werden. Einige der kleinen klauen schon in Rückenschwimmermanier Futter aus den Ritzen des Kastens !

Bild 4: gerade "in die Freiheit entlassenes Corykind"
(ca. 5-6 Wochen alt und 1,2 - 1,6 cm
Bild 5: Corykind
(ca. 7-8 Wochen alt )
Bild 6: Corys im Alter von ca. 3 Monaten

Vorsicht !!! Mit den Füttern nicht übertreiben - ich habs mittlerweile rausgefunden, obwohl ich nur nen Bruchteil der Empfehlungen gefüttert habe, entstand im Boden aus Futterresten Schwefelwasserstoff, wodurch diese Zuckungen zustande kamen ! Seit ich weniger füttere siehts sehr viel besser aus !!

Also dann, ich hoffe Ihr findet meinen Bericht etwas unterhaltsam und vielleicht habt Ihr ja auch den ein oder anderen Tipp gefunden !!

Viel Glück bei Euren Nachzuchten, gut "Fisch",

Micha

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