Das wären schon vier verschiedene rotäugige Zuchtformen, die mit Sicherheit nicht von einer Art abstammen. Die Formen mit angedeuteten Punkten sind stammen wahrscheinlich vom "Braunen Antennenwels", Ancistrus sp. ab. (Den Jinkins mal locker-flockig als A. temmincki identifiziert. Weil es auch andere Meinungen dazu gibt, bleibe ich bei Ancistrus sp.) Dafür spricht neben den Punkten auch die Form des "Geweihs" beim Männchen. Sowohl die Xanthoristen als auch die Wildtypen haben verzweigte Tentakel.
Bei der mir bekannten Form ohne Punkte gehe ich davon aus, daß es sich um eine andere Art handelt. Die Tentakel bei erwachsenen Männchen sehen ganz anders aus. Es sind deutlich weniger und Verzweigungen treten auch nicht auf.
Etwas Genetik
Xanthoristische Individuen entstehen immer durch Enzymdefekte im Tyrosinstoffwechsel (aus der Aminosäure Tyrosin entsteht über mehrere Zwischenstufen das Pigment Melanin). (Diese können auch zeitlich begrenzt sein, siehe der LG2-Xanthorist im Wels Atlas, welcher wenige Wochen später wieder normal gefärbt war (R. Melzer, pers. Mitteilung)) Weil Gene in jeder Zelle mindestens doppelt vorkommen und erst der Ausfall beider zum Fehlen des Enzyms führt, wird Xanthorismus/Albinismus rezessiv vererbt. Das bedeutet, daß bei Verpaarung zweier Xanthoristen auf jeden Fall nur "entfärbte" Nachkommen entstehen. Verpaart man allerdings ein Wildtyp-Tier (normalfarbig) mit einem Xanthoristen, erhält man in der ersten Tochtergeneration nur Wildtyp-Nachkommen. Diese tragen jetzt allerdings ein defektes, rezessives Gen. Um xanthoristische Nachkommen zu erhalten, verpaart man die Nachkommen untereinander. Nach Mendel entstehen dabei 25 Prozent reinerbig-anthoristische, Nachkommen. Um mehr gelbe Junge zu erzielen, kann man auch F1-Nachkommen mit dem xanthoristischen Elterntier rückkreuzen. Theoretisch entstehen dann 50 Prozent gelbe Nachkommen.
Zum großen Schock unter Hobby-Genetikern und Ancistrus-Züchtern in Personalunion kommt es dann, wenn zwei gelbe Tiere verpaart werden und alle Jungfische normalfarbig sind. Wie kann so etwas passieren? Möglichkeit eins: Die Elterntiere gehören zu verschiedenen Arten. Die Vererbungsregeln gelten dann nicht mehr, weil die Gene an unterschiedlichen Orten liegen können und damit verschieden vererbt werden.
Möglichkeit zwei: genetische Heterogenität. Wie oben schon erwähnt entsteht Albinismus u.ä. durch Enzymdefekte im Melanin-Stoffwechselweg. Dabei ist es durchaus möglich, daß ein Xanthorist einen anderen rezessiv-reinerbigen Enzymdefekt hat als ein anderer. Kreuzt man diese beiden jetzt, haben die Nachkommen von jedem Gen ein "defektes" und ein "gesundes" Allel. Weil aber zur Merkmalsausprägung zwei defekte Allele mindestens eines Gens vorhanden sein müßten, sind die Nachkommen normalfarbig. Kreuzt man diese Nachkommen jetzt untereinander, entstehen rund 40 Prozent xanthoristische Nachkommen…
Blauaugen-Ancistrus
Sämtliche dunkeläugige Xanthoristen werden kategorisch als "L144" verkauft, was sicher aus Unwissenheit passiert. Ancistrus sp. L144 ist eine xanthoristische Form, die vor einigen Jahren in wenigen Exemplaren aus Paraguay importiert wurde und dann durch eifrige Aquarianer gezüchtet (unter anderem durch Rückkreuzung) und verbreitet wurde.
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