Welse (Siluriformes)
Panzer- und Schwielenwelse (Callichthyidae)

Marmorierter Panzerwels (Corydoras paleatus (Jenyns, 1842))


Einleitung
Der Marmorierte Panzerwels ist eine der am weitesten in der Aquaristik verbreiteten Panzerwelse überhaupt. Die Art wurde schon zu Ende des 19. Jahrhunderts nach Europa eingeführt, schon 1892 gelang Carbonnier die Zucht. Mittlerweile stammen die im Handel erhältlichen Marmorierten Panzerwelse vorzugsweise aus asiatischen Zuchten, mit etwas Suche erhält man im Handel auch einheimische Nachtzuchten. Wildfänge sind meines Wissen nach nicht oder nur selten, vielleicht auch nur auf Bestellung, im Handel erhältlich.

Größe und Lebenserwartung
Bis etwa 7 cm. Die Art kann durchaus 10 Jahre im Aquarium alt werden. Eigene Erfahrung reichen bis 8 Jahre alte Tiere, die auch im Alter noch sehr produktiv nachzogen.

Verbreitung
weit verbreitet in Argentinien, Buenos Aires, Typuslokalität Rio Paraná bei St. Pedro

Haltung
Die Haltung ist relativ einfach. Wie alle Panzerwelse ist auch der Marmorierte Panzerwels ein geselliges Tier, welches sich erst in Gruppen ab 6 Tieren wohl fühlt. Die Beckeneinrichtung sollte feinen Sandboden enthalten, den die Tiere fast den ganzen Tag nach Nahrung absuchen und durchkauen. Die Bepflanzung ist eher zweitranging, jedoch benötigen die Tiere Versteckmöglichkeiten und einige abgedunkelte Unterstellplätze unter Wurzeln beispielsweise, wo sie ihre Ruhephasen verbringen. Panzerwelse sind Tiere, die keine sehr hohen Ansprüche an die Wasserwerte stellen, sie benötigen jedoch zum Wohlbefinden sauberes, frisches Wasser, d.h. der regelmäßige wöchentliche Teilwasserwechsel sollte eingehalten und nicht versäumt werden.

Die Ernährung ist einfach. Sie nehmen Flockenfutter diverser Art, Welstabletten, aber bevorzugt Lebend- und Frostfutter, hier sind insbondere schwarze und rote Mückenlarven zu erwähnen. Eine ausreichende Ernährung ist wichtig, d.h. es muß darauf geachtet werden, daß die Tiere in Gesellschaftsbecken am Boden ausreichend Nahrung finden.

Sozialverhalten und Geschlechtsunterschiede
Friedliche Art, in Gruppen ab 6 Tieren zu halten. Sie ist gut mit anderen Fischen zu vergesellschaften. Lediglich der Bodenraum sollte nicht überbesiedelt sein, damit die Tiere ausreichend Platz für ihre sozialen Aktivitäten haben.

Die Geschlechter sind recht leicht zu unterscheiden. In Aufsicht, also von oben, sind die größer werdenden weiblichen Tiere im vorderen Drittel deutlich breiter gebaut als die schlankeren Männchen. Bei den Männchen kommt noch eine Verlängerung der ersten Strahlen der Rückenflosse hinzu, dieses Merkmal ist aber nicht immer eindeutig zu erkennen.
Zucht
Die Zucht des Marmorierten Panzerwelses ist einfach. Da die Art schon seit mehr als 100 Jahren sich in Nachzucht befindet, sind die ursprünglichen, aus ihrer Heimat stammenden Laichzyklen nicht mehr ausgeprägt, d.h. sie kann durchaus zu Ganzjahreslaichern werden.

Zur Einleitung der Nachzucht ist neben guten Hälterungsbedingungen vor allem Futter in ausreichender Menge und Qualität erforderlich. Bei bevorzugter Frost- und Lebendfutterfütterung werden die Tiere schon mit etwa einem halben Jahr geschlechtsreif (Größe etwa 2,5 - 3 cm) und setzen alsbald Laichansatz an. Die Nachzucht wird durch einige Tage der Unruhe innerhalb der Gruppe eingeleitet, wobei die Tiere sich gegenseitig nachschwimmen und oftmals auch an den Scheiben hoch und runter schwimmen. Nach etwa 3 Tagen wird das treiben der männlichen Tiere intensiver, man sieht dann des öfteren zwei bis drei Tiere mit engem Körperkontakt durchs Becken schwimmen. Dabei versuchen das / die Männchen das Weibchen regelrecht einzuklemmen. Der eigentliche Laichakt geht einher mit der sogenannten T-Stellung, das Männchen stellt sich vor das weibliche Tier, klemmt dabei mit seinen Brustflossen die Barteln des Weibchens ein, was nach bisherigen Erkenntnissen der reizauslösende Faktor für die Eiblage ist. Die Eier (je Laichakt zwischen 3-5) werden vom Weibchen mit den Bauchflossen, die zu einer Art Tasche geformt werden, aufgefangen. Währenddessen erfolgt die Abgabe des Spermas des Männchens. Es ist derzeit nicht ganz geklärt, wie die Befruchtung genau stattfindet. Bisher wurde angenommen, daß das Weibchen "vorwärst" durch die Spermawolke schwimmt und dabei die Befruchtung erfolgt. Neuere Untersuchungen aus Japan brachten doch Hinweise, daß eventuell das Weibchen des Sperma schluckt und dieses schnell durch den Darmkanal geleitet wird und erst nach Austritt aus dem After die Befruchtung erfolgt. Diese These wird derzeit kontrovers diskutiert, anatomische Voraussetzungen für die schnelle Spermadurchleitung sind mir bisher nicht bekannt.

Nach der Befruchtung der Eier verläßt das Weibchen die Paarungsstellung und sucht eine ruhige Stelle im Aquarium, wo es die stark klebenden Eier nach Putzen der Stelle anheftet. Im Aquarium sind es meist die Scheiben, oft kurz unter der Wasseroberfläche. Panzerwelse sind keine Laichräuber, wie es oft in der Literatur steht. Der Anheftungsakt und das Putzen der Laichstelle ist eine erste Stufe der Brutpflege, danach kümmern sich die Elterntiere nicht mehr um die Eier. Sollte es im Aquarium zu "laichraubendem" Verhalten kommen, liegt das zumeist an Überbesatz bei den Panzerwelse und/oder fehlender Strukturierung, d.h. Bepflanzung und Versteckplätze.

Die sehr dotterreichen Eier brauchen je nach Temperatur etwa 36 Stunden bis zum Schlupf, nach zwei weiteren Tagen ist der Dottersack aufgezehrt. In gut verkrauteten Becken vor allem mit Algenpolstern und keinen jungfischfressenden Fischen ist eine Entnahme der Eier nicht erforderlich, die Jungtiere finden in den Algenpolstern alles, was sie für ein schnelles Wachstum benötigen.

Die getrennte Aufzucht ist auch einfach, benötigt jedoch etwas mehr Hygiene. Es hat sich bei mir bewährt, die Eier in 60 cm Becken ohne Bodengrund mit etwa 8 cm Wasserstand zu überführen. Das Becken sollte vom Wasser her ständig mit Wasser aus dem Altbecken versorgt werden. Dies kann über einen Luftschlauch, der mit einer Schlauchklemme etwas abgeklemmt wird erfolgen. Bei etwa 30 cm Wasserstand saugt man das überschüssige Wasser ab, dabei auch vorsichtig den Boden absaugen, weil sich dort in Kürze Bakterienfilme ansiedeln, die bei Erreichen der Eier diese unter Umständen zum Absterben bringen können. Ein kleiner Ausströmerstein zur Sauerstoffanreicherung reicht aus.

Direkt nach dem Freischwimmen kann man die Tiere mit frisch geschlüpften Artemia-Nauplien füttern, die sie meist gierig fressen, dabei färben sich ihre kleinen Bäuchen sichtbar rosa. Die Tiere sollten dauerhaft im Futter stehen, d.h. mehrmalige tägliche Fütterung ist von Vorteil. Dabei ist auf jeden Fall auf peinliche Beckenhygiene zu achten, Zweimla täglich sollte der Bodengrund von abgestorbenen Artemia-Nauplien durch Absaugen befreit werden und dabei auch verstorbene Panzerwelsejunge entfernt werden (s.o.). Durch das Anhängen des Aufzuchtbeckens an den Wasserkreislauf des Altbeckens kann man durchaus 200 - 300 % Wasserwechsel täglich machen, das vermindert die Keimdichte und steigert die Aufzuchtquote.

Schon nach etwa 1,5 - 2 Wochen sieht man den typischen Panzerwelshabitus, dann wäre das Einbringen von feinem, vorher gut gewaschenen Sandboden sinnvoll, damit die Barteln sich richtig entwickeln können. Ab diesem Zeitpunkt nehmen sie auch schon kleinere Cyclops (Ruderfußkrebse).

Das Wachstum junger Panzerwelse ist bei guter Ernährung enorm, sie erreichen schon nach etwa 3 Monaten Größen von 1,5 cm. Die Produktivität bei Corydoras paleatus ist hoch. Altere Weibchen bringen durchaus je Laichgang mehr als 300 Eier, was bei der separierten Aufzucht einigen Pflegeaufwand verursacht. In allen Nachzuchten treten nach einigen Wochen "zurückbleibende" Tiere auf, meist in einer Quote von etwa 10-15 %. Diese Tiere sind Kümmerformen, die sich nie voll entwickeln werden. Im Sinne der Erhaltung eines gesunden Genpools sollte man diese Tiere entfernen, verfüttern oder töten. Das hört sich hart und unmenschlich an, aber diese Tiere bleiben zeitlebens zurück.

Der marmorierte Panzerwels (Corydoras paleatus) ist neben dem Metallpanzerwels (Corydoras aeneus) ein für den Panzerneuling idealer Einsteigerfisch, an dem er sich die Grundzüge der Panzerwelsnachzucht leicht erarbeiten kann.

Besondere Anmerkungen

  1. Vom marmorierten Panzerwels existieren im Handel albinotische Formen, d.h. vollkommen weiße Tiere mit roten Augen. Dies geht auf eine Mutation, die eine Unterbindung der Ausbildung jeglicher Farbpigmente auslöst, zurück
  2. Bei Nachzuchtversuchen sollte man nach Möglichkeit Tiere aus verschiedenen Quellen beziehen. Corydoras paleatus ist seit langem in Zucht und es kommt vermehrt zu Inzuchterscheinungen, wenn Geschwistertiere über viele Generationen immer wieder verpaart werden. Die macht sich unter anderem an einer Verlängerung (Verschlankung) des Körpers bemerkbar und zum zweiten, soweit ich bisher gesehen habe, in einer Verlängerung der ersten Strahlen der Rückenflosse. Es gibt mittlerweile auch asiatische Schleierschwanz-Panzerwelse.

Verwechslungsmöglichkeiten
Corydoras paleatus ist mit anderen Panzerwelsen kaum zu verwechseln. Verwechslunsggefahren bestehen lediglich mit Weibchen des recht selten angebotenen Corydoras macropterus Regan, 1913.

Literatur:
Evers, H.G. (1994): Panzerwelse. Aspidoras, Brochis, Corydoras. - Stuttgart (Verlag Eugen Ulmer). ISBN3-8001-7286-0

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